Von der italienischen Linken

... zur internationalistischen kommunistischen Partei

Das theoretische Programm und die historische Aktionslinie der italienischen Linken und somit der internationalistischen Kommunisten umfasst folgende Bereiche:

  • das „Manifest der kommunistischen Partei“ (1947-48), Grundlage des historischen Programms der proletarischen Revolution;
  • die Texte, Analysen und kritischen Ausarbeitungen von Karl Marx und Friedrich Engels, die in Theorie und Methode, Wirtschaft und Politik, Strategie und Taktik ein einheitliches Ganzes darstellen, das die Unauflöslichkeit des materialistisch-dialektischen Zusammenhangs von Theorie und Praxis bekräftigt;
  • die Wiederherstellung des revolutionären Marxismus durch die marxistische Linke der 2. Internationale, die zum Sieg des Proletariats in der russischen Revolution mündete, gegen jede Form von Revisionismus und jeden Versuch der Entstellung des Marxismus durch falsche naturalistische, positivistische, neoidealistische, historisierende, pragmatistische usw. Interpretationen;
  • die grundlegenden Texte des Leninismus mit ihrer vollen erneuten Anerkennung der wissenschaftlichen Charakterzüge, Inhalte und Werte des Marxismus;
  • die konstitutiven Thesen der Dritten Internationale (I. und II. Kongress)
  • die daran anschließenden, von der italienischen kommunistischen Linken entwickelten Analysen und Positionen.

Die Geburt der italienischen kommunistischen Linken

Die erste organisierte Willenskundgebung einer Strömung einer marxistischen Linken in Opposition zu den Reformisten trat auf dem Kongress der Italienischen Sozialistischen Partei in Mailand im Jahre 1910 in Erscheinung. In der Folge entwickelte sich eine harte Auseinandersetzung im Sozialistischen Jugendverband. Die Rechte sah den Verband als einen „kulturellen“ Organismus an, die Linke hingegen als eine Schule des revolutionären Kampfes.

Auf dem Kongress der Sozialistischen Partei in Reggio Emilia (1912) organisierte sich die Linke als Revolutionäre Unversöhnliche Fraktion. Auf dem folgenden Kongress von Ancona verteidigte die kommunistische Linke das revolutionäre Programm gegen die Rechte, wähend in Neapel die marxistischen Sozialisten, angeführt vom jungen Amadeo Bordiga, den „Revolutionären Sozialistischen Zirkel Karl Marx“ bildeten.

Am Beginn des 1. imperialistischen Weltkrieges (1914) stimmten die Parteien der Zweiten Internationale für die Kriegskredite. Die Linke der italienischen Partei verfocht als einzige den revolutionären Defätismus (= Verweigerung der Unterstützung der eigenen Nation im imperialistischen Krieg und Eintreten für deren Niederlage. Anm.), gegenüber den Interventionisten um Mussolini, die aus der Partei austraten, und den Zentristen, die die zweideutige Formel „den Krieg weder unterstützen noch sabotieren“ vertraten. Die italienische Linken stimmte vollkommen mit den auf den Konferenzen von Zimmerwald und Kienthal formulierten Positionen der internationalen Linken überein: „wilde Unversöhnlichkeit in der Verteidigung der ideologischen Abgrenzungen des Marxismus gegen den Verrat der Sozialdemokratie“ und Eintreten für „die Umwandlung des imperialistischen Krieges in die proletarische Revolution“ (Lenin).

Die italienische Linke begrüßte die Oktoberrevolution von 1917 als ersten Akt der internationalen sozialistischen Revolution und den Bolschewismus als „Pflanze für jedes Klima“ (d.h. als Bewegung, deren Strategie und Taktik auch außerhalb von Russland Anwendung finden sollen. Anm.). Gegen die rechten und die Zentrums-Tendenzen , die in der Sozialistischen Partei Italiens vorherrschten, unterstützte die Linke alle Thesen von Lenin und gründete im Dezember 1917 eine eigene Zeitung, den „Soviet“. Sie führte über die Frage der Fabriksräte eine direkte Polemik mit der Zeitung „Ordine Nuovo“ („Neue Ordnung“. Anm.) der Turiner Gruppe von Gramsci, die mehr oder weniger gradualistische Positionen vertrat, indem sie in den örtlichen Gewerkschaftsgruppen bereits „eine Vorwegnahme der zukünftigen Gesellschaft“ erblickte.

Im Jahre 1919 rief die Linke die Abstentionistische Kommunistische Fraktion ins Leben und erklärte den Marxismus zur eigenen theoretischen Grundlage und ihre vollständige Übereinstimmung mit der taktischen Linie und den strategischen Zielen der Kommunistischen Internationalen. Der einzige Meinungsunterschied betraf die Teilnahme an den Parlamentswahlen und den revolutionären Parlamentarismus, den die Bolschewiki vertraten.

Auf dem II. Kongress der Kommunistischen Internationale (1920) trug die italienische Linke zu einer rigorosen Selektion gegenüber den opportunistischen Elementen, die sich der Internationale angeschlossen hatten, bei („Zulassungsbedingungen zur Internationale“ bzw. „21 Punkte“).

Die italienische Linke in der Leitung der Kommunistischen Partei Italiens

Im Jänner 1921, auf dem Kongress von Livorno, brach die kommunistische Linke mit der alten und reformistischen PSI und gründete auf der Grundlage der „21 Punkte“ von Moskau die Kommunistische Partei Italiens als Sektion der Dritten Internationale und übernahm die Führung der Partei. Die kommunistische Linke ließ sich auf Kämpfe an allen Fronten - an der gewerkschaftlichen, an der politischen und an der internationalen - ein und bekämpfte dabei offen sowohl den sozialdemokratischen Reformismus und als auch den aufsteigenden Faschismus. Während der Zentrismus den Faschismus als eine feudale Reaktion interpretierte, identifizierte ihn die Linke als eine politische Willensäußerung des Kapitals beim Versuch, mit seiner schweren Wirtschafts- und Gesellschaftskrise fertig zu werden.

Gleichzeitig wurde die Isolierung des revolutionären Räteprozesses in Russland eine immer klarer sichtbare Tatsache. In der Internationale zeigten sich auf dem III. Weltkongress das erste Abgleiten zu opportunistischen Positionen. Es handelte sich um den Beginn einer Reihe von Notlösungen und elastischen Taktiken, von der Einheitsfront mit anderen politischen Kräften mit der missverständlichen Formel der Arbeiterregierung bis zur konterrevolutionären These vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“.

Mit den „Thesen über die Taktik“, die vom römischen Kongress der Kommunistischen Partei Italiens (1922) angenommen wurden, lieferte die Linke einen international einzigartigen Beitrag zur Lösung der brennendsten Probleme: von der Definition des Wesens der Partei bis zur kohärenten praktischen Anwendung der kommunistischen Strategie gegenüber den Entwicklungen der bürgerlichen Politik.

In der Erweiterten Exekutive der Internationale (bis zum VI. Kongress im Jahre 1926) waren die Wortmeldungen von Bordiga, des Vertreters der italienischen Linken, die einzige und mutige Stimme, die den Ernst der inzwischen eingetretenen Lage der bolschewistischen Partei und der Internationale aufzeigte.

Im Juni 1923 wurde die italienische Linke aus dem Exekutivkomittee der Internationale ausgeschlossen und folglich aus der Leitung der KP Italiens entfernt. Das neue, von Moskau eingesetzte Gramscianische Zentrum setzte gegen die Exponenten der Linken eine Einschüchterungs- und Zensurkampagne in Gang: Sie reichte von der Unterdrückung der Zeitschrift „Prometeo“ bis zur Auflösung der von der Linken kontrollierten Sektionen.

Die Linke antwortete mit der Bildung des Komittees von Intesa 1925 als Alarmglocke gegen die klassenmäßige Entartung der Partei. Um das Komitee sammelten sich die bewährtesten und bekanntesten Kader der italienischen Linken, um - als Mehrheitsströmung - die eigene politische Linie gegenüber der Parteileitung zu verteidigen und die eigene Oppositionsplattform gegen den neuen, von der Internationale durchgesetzten Kurs zu vertreten.

Noch im Mai 1924, auf der Nationalen Konferenz von Como, hatte die Linke die Mehrheit der Partei hinter sich.

Erst auf dem Kongress von Lyon (1926), auf dem die Linke ihre gegen den Zentrismus gerichteten Oppositionsthesen vorlegte, wurde die Linke dank eines Manövers der neuen Leitung, die sich alle Stimmen der abwesenden Delegierten zuschrieb, offiziell an den Rand gedrängt.

Von der Opposition zur erneuten Organisation in der Partei

Die italienische Linke widersetzte sich der Bolschewisierung der Partei und solidarisierte sich mit der Opposition von Trotzki in der russischen Partei. Der Faschismus und der Stalinismus entfesselten jetzt ihre Repression gegen die Militanten der Linken und zwangen dadurch die meisten Überlebenden in die Emigration, nach Frankreich und Belgien.

1927 schloss sich die italienische Linke im Ausland zur Fraktion zusammen, und 1928 bildete sie in Pantin offiziell die Fraktion der Linken der Kommunistischen Internationale (ab 1935 „Italienische Fraktion der kommunistischen Linken“) und veröffentlichte als solche die Zeitschriften „Prometeo“ und „Bilan“.

Es gibt einen langen roten Faden der Interpretation, der Anwendung und der Verteidigung des revolutionären Marxismus gegen die verschiedenen Verleugnungen und Verrate, und 1943, als nach dem Zusammenbruch des Faschismus die Genossen der Auslandsfraktion aus der Emigration nach Italien zurückkehrten und verschiedene Genossen nach vielen Jahren aus den italienischen Zuchthäusern entlassen wurden, formierte sich die italienische kommunistische Linke wieder in einer formellen Partei: im Partito Comunista Internazionalista (Internationalistische Kommunistische Partei).

Im vollkommenen Einverständnis mit der von der Linken durchgeführten harten Arbeit bei der Bekämpfung (und dem Erleiden) des konterrevolutionären Kurses in Russland und in der Internationale, charakterisierte sich der Partito Comunista Internazionalista (die Internationalistische Kommunistische Partei) durch folgende Punkte:

  • Entlarvung des Antifaschismus als eine Bewegung, die von der liberal-demokratischen Bourgeoisie und von den Nationalkommunisten nicht als Kampf gegen den Kapitalismus, sondern als Bündnis mit den nationalen Kräften des Kapitalismus verstanden wurde,
  • Ablehnung und Kritik der klassenübergreifenden Politik der „Volksfronten“ und „Einheitsfronten“, die von den sozialdemokratischen und stalinistischen Parteien unterstützt wurden,
  • Ablehnung jeder Unterstützung der Kräfte des Krieges und des Imperialismus, der von Washington gleich wie der von Moskau,
  • Kampf gegen den Stalinismus und gegen die nationalen Wege zum Sozialismus.

Heute, da eine unkontrollierbare und Spuren der Verwüstung hinterlassende Wirtschaftskrise die Fundamente der imperialistischen Zentren in West und Ost erschüttert, ist der Kommunismus auf der Tagesordnung der Geschichte. Er ruft die Proletarier der ganzen Welt zur Organisation und zum Klassenkampf auf, um ihre vollständige Befreiung von den Ketten des Kapitalismus zu erreichen.

Das lässt sich nur durch die Zerstörung der bürgerlichen Gesellschaft und die Überwindung des kapitalistischen Systems erreichen, die beide auf der Ausbeutung, der Unterdrückung, dem Elend und der Barbarisierung der gesamten Menschheit gründen.

August 1999