Wogegen kämpfen und welche Ziele haben die internationalistischen Kommunisten

Wir sind gegen die kapitalistische Produktionsweise, die auf der Produktion von Tauschwerten mittels der Ausbeutung der Arbeitskraft der Proletarier, auf der Verteilung der Waren durch den Markt mit dem Ziel der Realisierung von Mehrwert und auf der Teilung der Gesellschaft in Klassen beruht.

Wir sind gegen alle parlamentarischen Parteien, die auf der rechten wie der linken Seite im Namen des nationalen Interesses das bürgerliche Regime verteidigen, um es bestmöglich funktionieren zu lassen und die Klasse, die den Reichtum und die Macht haben, am Leben zu erhalten. Und auch wenn sie behaupten, die Arbeiter zu vertreten, tun sie das nur, um unter ihnen reformistische Illusionen zu schüren und die Wut der Klasse innerhalb der institutionellen Gleise in der Perspektive eines unmöglichen sozialen Friedens zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten zu kontrollieren.

Wir stellen uns gegen die historischen Verfälschungen und die theoretische Entartung der Prinzipien des historischen und dialektischen Materialismus und der marxistischen Kritik der politischen Ökonomie, wie sie von Stalinismus und Maoismus, von Rätekommunismus und Trotzkismus, von den Unterstützern der Konzepte der Selbstverwaltung und der Verstaatlichung der Wirtschaft wie von allen möglichen Revisionen des wissenschaftlichen Sozialismus die begangen wurden und werden.

Wir sind gegen die gewerkschaftliche Logik, die, genau weil sie auf dem Verhandeln zwischen Kapital und Arbeit beruht, nur den Fortbestand der Klassenteilung der Gesellschaft (Kapitalisten und Finanzleute – Arbeiter und Arbeitslose) und der Ausbeutung der Lohnarbeit bewirkt.

Unsere Unterstützung für die ökonomischen Kämpfe der Arbeiterklasse entspricht der Aufgabe der Partei, die Proletarier für das politische revolutionäre Bewusstsein zu erobern, durch die Propagierung der Zukunft der Arbeiterbewegung in den gegenwärtigen Kämpfen. Darauf richtet sich die Arbeit der Gruppen der Genossen und Sympathisanten in den Fabriken und im Territorium.

Wir lehnen daher jede anarchosyndikalistische Haltung und jede Verhandlungspraxis, gleich ob in den offiziellen Gewerkschaften oder in neuen Strukturen, ab. Auch letztere schüren letztlich die Illusionen in die Möglichkeit einer Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen unter der Herrschaft des Kapitals.

Die Gewerkschaft hat historisch alle ihre Funktionen der Vermittlung zwischen Kapital und Lohnarbeit (die immer flexibler und prekärer gemäß den Erfordernissen des Markts und des Profits sein muss) ausgeschöpft. Sie ist ein in den kapitalistischen Staat integrierter Organismus und übt die Rolle der Kontrolle über die Arbeiterklasse aus, funktional zu den Interessen der kapitalistischen Bewahrung und Akkumulation.

Wir sind für den Kampf gegen den Imperialismus. Dieser ist nicht eine Form von „schlechter Politik“, die von den mächtigeren Staaten zum Schaden der schwächeren ausgeübt wird. Der Imperialismus ist die Art, in der der reife Kapitalismus im Weltmaßstab auftritt: Jeder Staat ist Teil eines globalen wirtschaftlichen Systems und kann den ökonomischen Gesetzen, die diese Produktions- und Verteilungsweise in ihrer Gesamtheit regeln, entrinnen.

Die metropolitane wie die periphere Bourgeoisie nimmt an der Ausbeutung der Arbeitskraft durch das industrielle Kapital teil und ist in die weltweiten Spiele und Machenschaften des Finanzkapitals verwickelt.

Jede Ideologie, die auf einer Politik des nationalen Bündnisses mit der eigenen Bourgeoisie (oder mit einer schwächeren imperialistischen Front, weil ausgebeutet oder angegriffen von der stärkeren imperialistischen Front) beruht, wirft uns ein Jahrhundert zurück und untergräbt konkret die Klasseneinheit und –solidarität, die die Zerstörung der Grundlagen jeder nationalen, rassischen, ethischen oder religiösen Unterdrückung ermöglicht.

Wir sind für die Ausschaltung der bürgerlichen Staatsmaschine und der kapitalistischen Produktionsverhältnisse.

Das Proletariat muss die politische Macht übernehmen und alle Verwaltungs- und repressiven Apparate, in denen sich die Macht des Kapitals materialisiert, durch die eigenen Organismen (neue Formen und Inhalte) ersetzen.

Die Eroberung der Macht wird deshalb nicht anders als revolutionär vonstatten gehen können, nachdem sich die Bourgeoisie selbst ja gewaltsam widersetzt, indem sie alle Gewalt gebraucht, die sie zur Verfügung hat. Sie wird nicht anders als international sein können, nachdem die Interessen, die im Spiel sind, jene des weltweiten Proletariats sind. Und sie wird sich in der Diktatur des Proletariats umsetzen, die allein das Programm des Übergangs zum Kommunismus realisieren kann.

Die Diktatur des Proletariats bedeutet in keiner Weise die absolute Macht irgendeiner erleuchteten Minderheit über die Mehrheit.

Organismen wie die Sowjets, die Arbeiterräte, die es in der russischen Oktoberrevolution gegeben hat, werden die Instrumente sein, mit denen sich die proletarische Diktatur verwirklichen wird.

Die Emanzipation des Proletariats wird nur das Werk des Proletariats selbst sein können, welches die eigenen politischen Aufgaben an niemanden anders delegieren kann und nur die notwendige Führung durch die Partei anerkennt, in welcher sich die revolutionäre Vorhut des Proletariats sammelt. Die Diktatur des Proletariats schließt einen politischen Block mit anderen Klassen aus und verweigert den überlebenden Gruppen der Bourgeoisie jedes Recht der Organisation und Artikulation, um jeden Widerstand gegen das endgültige Verschwinden einer ausbeuterischen und privilegierten Klasse zu besiegen. Wer sich nicht an der Arbeit der Gemeinschaft zum Wohle aller beteiligt, isst nicht: Die Diktatur des Proletariats erklärt sich offen und maskiert sich nicht wie jene, die heute von der Bourgeoisie ausgeübt wird; ihr Ziel wird es sein, jeden konterrevolutionären Widerstand zu besiegen und die politischen und ökonomischen Maßnahmen in Richtung auf den Kommunismus durchzuführen.

Alle Funktionen des gegenwärtigen bürokratischen und repressiven Staatsapparates werden zum Teil abgeschafft, zum Teil aber durch eine Organisation ersetzt werden, die nicht mehr wirklich ein Staat wie der bürgerliche Staat ist (der die Herrschaft des Kapitals absichert und die Teilung der Gesellschaft in Klassen verwaltet / betreibt) und die Verfahren der Buchung und Kontrolle abwickelt, die in der Übergangsperiode zum Kommunismus nötig sind.

Die Diktatur des Proletariats und der proletarische Halbstaat sollen sich nicht verstärken und ausbauen; sie werden absterben, bis sie in der neuen klassenlosen Gesellschaft gänzlich verschwinden.

Wir sind für die Vergesellschaftung der Industrie und der Dienstleistungen und für die Planung der Produktion des gesellschaftlichen Reichtums auf der Grundlage der Vorgaben der Verwaltungskörperschaften gemäß dem Bedarf des Einzelnen und der Gesellschaft.

Der Kommunismus ist in der Tat die freie Assoziation (Vereinigung) der Individuen, welche, da das Wertgesetz, auf dem sich der Kapitalismus gründet, nicht mehr in Kraft ist, das produzieren, was ihren Bedürfnissen dient, wodurch sie auch jeden Gegensatz zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft abschaffen.

Der Kommunismus wird daher die Überwindung des unnötigen Verbrauchs der menschlichen, nach Stunden gemessenen und „bezahlten“ Arbeit (Mühe) im Dienste der Akkumulation des Kapitals bedeuten.

Der rechte Weg

Der Prozess der Degeneration / Entartung, der auf den Sieg der Konterrevolution in Russland folgte, hat über Jahrzehnte die Arbeiterbewegung geprägt, ideologisch wie materiell. Der Stalinismus hat am Ende auch die Gruppen angesteckt, die verspätet gegen ihn opponiert haben. Sie waren unfähig, ihn gründlich zu überwinden, und waren geprägt durch ein in jeder Hinsicht defektes Wirken in den verschiedenen Bereichen (theoretisch, methodologisch und politisch).

Hinter der Etikette des Antistalinismus sind tatsächlich alte und neue Entstellungen der revolutionären Prinzipien und Strategie (wieder)aufgetaucht - eine Folge der Unfähigkeit, eine klare Bilanz der Erfahrungen der Vergangenheit zu ziehen und daraus die Lehren für die Gegenwart zu gewinnen.

Das erklärt die beschränkte Existenz, den unvermeidlichen Verfall und das Ende einer Reihe von geräuschvollen organisatorischen Erscheinungen mit äußerlich gewinnendem Etikett. Es soll hier noch die Tatsache hervorgehoben werden, dass keiner dieser „Revolutionäre“ jemals die Gegenwart, die Geschichte und die Positionen der italienischen kommunistischen Linken und der internationalistischen kommunistischen Partei seiner Aufmerksamkeit für würdig gehalten hat. Man hat es vorgezogen – im perfekten stalinistischen Stil -, das Ganze zu ignorieren oder, im besseren Fall, zu verdrehen, indem man es als ein Beispiel von „theoretischem Utopismus“ oder von Sektierertum hingestellt hat.

In Bezug auf den Trotzkismus und den Bordigismus, die anfangs zweifelsohne mit einer theoretischen Substanz ausgestattet waren, die den späteren verstrittenen Anhängern weit überlegen war, ist es angebracht, unsere Kritik an ihnen näher zu erläutern.

Der minderwertige Bordigismus

Amadeo Bordiga war der unumstrittene Führer / Kopf und namhafteste Vertreter der italienischen Linken bis zu Kongress von Lyon (1926). Später, zuerst nach Ponza verbannt und dann von der faschistischen Polizei überwacht, zog er sich ins Privatleben zurück, und erst bei Kriegsende nahm er Kontakt mit der internationalistischen kommunistischen Partei (Partito comunista internazionalista), die bereits in Norditalien aktiv war, auf.

Er arbeitete mit der Presse der Partei zusammen, wurde aber nie Mitglied der Partei und beteiligte sich auch nicht an ihrem politischen Leben. Der Anspruch eine persönlichen „Restauration“ des Marxismus mit der Betonung auf einen mechanischen Determinismus und die diskussionswürdigen Positionen in einigen Fragen (Beurteilung der russischen Wirtschaft und des russischen Imperialismus, der Gewerkschaften, der Parteiorganisation und der Beziehungen der Partei zur Klasse) wurden bald unvereinbar mit der vom Parteikongress angenommenen theoretischen und politischen Plattform der Partei. 1952 bildete er gemeinsam mit einem Teil der Genossen eine neue Organisation (Programma comunista), die vollkommen von seinen neuen taktischen und strategischen Ausarbeitungen inspiriert war.

Trotz ihrer proklamierten Invarianz (Unveränderlichkeit) und Organität führten seine „Bilanzen“, „Thesen“ und sein organisatorischer Autoritarismus eine Reihe von Spaltungen und Gegenpositionen unter den mehr oder weniger orthodoxen Anhängern hervor.

Die Geschichte der internationalistischen kommunistischen Partei hatte abgesehen von der Spaltung von 1952 nichts gemeinsam mit diesem minderwertigen Bordigismus, dessen erster und kohärentester Kritiker sie war.

Der Trotzkismus

Auch wenn Trotzki nicht immer mit der italienischen kommunistischen Linken übereinstimmte, war sie die einzige, die ihre politische Solidarität mit ihm schon 1925 und dann gegen die infamen Anklagen von Stalin ausdrückte. Später äußerte sich Trotzki positiv über die italienischen Linke und die Fraktion im Ausland, aber es war kein konstruktives Bündnis möglich, weder mit ihm noch mit den italienischen Trotzkisten, wegen politischer, taktischer und strategischer Divergenzen.

Der Entrismus in den sozialdemokratischen Parteien, der Charakter der UdSSR (degenerierter Arbeiterstaat, der zu unterstützen sei), die politische Fehlgeburt der IV. Internationale und die Haltung des politischen Manövrierens seiner verschiedenen „Epigonen“ haben für uns trotzdem die Person Trotzkis nicht verdunkelt, er bleibt einer der größten kommunistischen Revolutionäre. Leider, ihm gegenüber wie teilweise auch für Bordiga, kann man nicht die Evidenz der Tatsachen verbergen, und genau das verblieben sein beide bedingt, in der einen oder anderen weise, in ihren Urteilen und in den strategischen Perspektiven, von jener, die eine letztlich einzige (einzigartige) Erfahrung war und so zu hinterlassen unauslöschliche Zeichen unter dem Gewicht ihrer eigenen Trümmer. (??)

Die Analysen, die Kritik und die politische Plattform, die die italienische Linke und die internationalistische kommunistische Partei seit damals ausgearbeitet haben, wurden von den tragischen Ereignissen von fast einem ganzen Jahrhundert vollauf bestätigt.

Den grundlegenden Prinzipien des wissenschaftlichen Sozialismus folgend und nie das Programm des revolutionären Kommunismus aus dem Auge verlierend, wurde der zu durchlaufende Weg als jener rechte vorgeführt / gezeigt, und auf ihm schreiten wir vorwärts.