Kapitalismus bedeutet Krieg: No War but the Class War!

Seit Ja­nu­ar die­sen Jah­res be­ge­hen die Herr­schen­den mit gro­ßem Brim­bo­ri­um die Ge­denk­fei­er­lich­kei­ten an­läss­lich des 100. Jah­res­ta­ges des Ers­ten Welt­krie­ges. „Ge­dacht“ wird dabei frei­lich we­ni­ger den im­pe­ria­lis­ti­schen Ur­sa­chen des Mas­sen­ab­schlach­tens. Statt­des­sen wird eine nicht näher er­läu­ter­te „Jahr­hun­dert­ka­ta­stro­phe“ be­klagt und ein dich­tes Netz na­tio­na­lis­ti­scher My­then zu­sam­men­ge­spon­nen. Doch dabei geht es längst nicht mehr nur um Ge­schichts­po­li­tik. Selbst bür­ger­li­che Kom­men­ta­to­ren wei­sen mitt­ler­wei­le be­tre­ten auf Par­al­le­len zu den ak­tu­el­len Ver­wer­fun­gen des Welt­ge­sche­hens hin. Tat­säch­lich deu­tet vie­les dar­auf hin, dass das in­ter­na­tio­na­le Macht­po­ker der Herr­schen­den aber­mals zu einer ver­häng­nis­vol­len Dy­na­mik führt. Der Erste Welt­krieg war die erste glo­ba­le Kon­fron­ta­ti­on in der im­pe­ria­lis­ti­schen Ent­wick­lungs­pha­se des Ka­pi­ta­lis­mus. An­ders als in vor­an­ge­gan­ge­nen Krie­gen ging es nicht ein­fach nur um Ge­biets­er­obe­run­gen oder Grenz­ver­schie­bun­gen. Es war ein to­ta­ler, ein im­pe­ria­lis­ti­scher Krieg, ein Kampf um Leben und Tod. All kriegs­füh­ren­de Mäch­te setz­ten es sich dabei zum Ziel die mi­li­tä­ri­schen wie wirt­schaft­li­chen Ka­pa­zi­tä­ten ihrer Ri­va­len zu ver­nich­ten. Alles be­gann mit an­ge­fach­ter na­tio­na­lis­ti­scher Eu­pho­rie, mit der die im­pe­ria­lis­ti­schen Mäch­te die Ar­bei­te­rIn­nen­klas­se „für die Ver­tei­di­gung des Va­ter­lands“ in den Krieg hetz­ten. Das Mas­sa­ker kos­te­te 20 Mil­lio­nen Men­schen das Leben und konn­te nur durch die Re­vo­lu­tio­nen und Ar­bei­te­rIn­nen­auf­stän­de in Russ­land und Mit­tel­eu­ro­pa ge­stoppt wer­den. Die in­ter­na­tio­na­le Welle re­vo­lu­tio­nä­rer Auf­stän­de be­en­de­te zwar den Krieg, be­dau­er­li­cher­wei­se je­doch nicht den Ka­pi­ta­lis­mus, des­sen bes­tia­li­sche Ap­pe­ti­te noch längst nicht ge­sät­tigt waren. Die sta­li­nis­ti­sche Kon­ter­re­vo­lu­ti­on in Russ­land, der Auf­stieg des Fa­schis­mus und die Welt­wirt­schafts­kri­se von 1929 waren Sta­tio­nen einer ver­häng­nis­vol­len Ent­wick­lung, die letzt­lich im Zwei­ten Welt­krieg mit über 70 Mil­lio­nen Op­fern mün­de­te. All dies soll­te man im Hin­ter­kopf haben, wenn man die Er­eig­nis­se in Ost­eu­ro­pa und be­son­ders in der Ukrai­ne be­trach­tet.

Krise und Krieg

Sel­ten lag je­mand so da­ne­ben wie der Po­li­to­lo­ge Fran­cis Fu­ku­ja­ma, der nach dem Zu­sam­men­bruch des Ost­blocks ein „Ende der Ge­schich­te“ pro­gnos­ti­zier­te. Weit davon ent­fernt eine neue „Ära des Frie­dens und der Ent­wick­lung“ (Ge­or­ge Bush Se­ni­or) ein­zu­lei­ten, führ­te die 1989 ent­stan­de­ne mul­ti­po­la­re Welt­ord­nung zu einer ste­ti­gen Ver­schär­fung im­pe­ria­lis­ti­scher Kon­flik­te und Span­nun­gen. Welt­weit wur­den die Kar­ten neu ge­mischt und der Run auf die Stu­fen­lei­tern des im­pe­ria­lis­ti­schen Macht­ge­fü­ges er­öff­net. Vor die­sem Hin­ter­grund ist der Kon­flikt in der Ukrai­ne ein Kul­mi­na­ti­ons­punkt einer lan­gen Kette krie­ge­ri­scher Aus­ein­an­der­set­zun­gen (Ko­so­vo, Golf­krie­ge, Af­gha­nis­tan, Sy­ri­en etc.). Pu­tins Be­set­zung der Krim war die un­miss­ver­ständ­li­che Ant­wort auf die Ver­su­che des Wes­tens die Ukrai­ne in den ei­ge­nen Ein­fluss­be­reich zu zie­hen. In der Frage der Ukrai­ne geht es ans Ein­ge­mach­te. Sie spielt in den geo­po­li­ti­schen Plä­nen Mos­kaus wie auch Wa­shing­tons eine Schlüs­sel­rol­le. Seit Jah­ren ar­bei­tet Russ­land emsig daran frü­he­re Sa­tel­li­ten­staa­ten durch Han­dels­ab­kom­men wie­der stär­ker an sich zu bin­den, und im Rah­men einer sog. „Eu­ra­si­schen Union“ einen Wirt­schafts­raum mit ei­ge­ner Si­cher­heits-​ und Mi­li­tär­po­li­tik zu schaf­fen. Nicht zu­letzt auf­grund der geo­stra­te­gi­schen Kon­trol­le wich­ti­ger Roh­stof­fe und En­er­gie­we­ge würde den USA und der EU damit ein kaum zu über­win­den­des Ge­gen­ge­wicht er­wach­sen. Na­tür­lich wird in der jet­zi­gen Aus­ein­an­der­set­zung viel über „ter­ri­to­ria­le In­te­gri­tät“ und „na­tio­na­le Selbst­be­stim­mung“ la­men­tiert. Doch das kann schwer­lich dar­über hin­weg­täu­schen, dass es sich bei dem Ukrai­ne-​Kon­flikt in ers­ter Linie um einen hand­fes­ten im­pe­ria­lis­ti­schen Macht­kampf han­delt, der von bei­den Sei­ten mit er­bit­ter­ten Me­tho­den ge­führt wird. In der Phase des Im­pe­ria­lis­mus ist jede For­de­rung nach „na­tio­na­len Rech­ten“, egal unter wel­chem Vor­wand, unter wel­chem po­li­ti­schen Ban­ner und mit wel­cher Be­grün­dung sie vor­ge­tra­gen wird, un­wei­ger­lich in das in­nerim­pe­ria­lis­ti­sche Macht­spiel ein­ge­bun­den. Doch nicht nur in Eu­ro­pa sto­ßen die im­pe­ria­lis­ti­schen Ge­gen­sät­ze immer un­ver­söhn­li­cher auf­ein­an­der. Ver­ges­sen wir nicht das Elend im Irak, Sy­ri­en, Süd Sudan, Gaza, Mali und der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Re­pu­blik, um nur die be­kann­tes­ten Kri­sen­her­de zu nen­nen. Seit dem Ende des Kal­ten Krie­ges ist ins­be­son­de­re im asia­ti­schen Raum ein bei­spiel­lo­ses Wett­rüs­ten aus­ge­bro­chen. China hat seine Rüs­tungs­aus­ga­ben in den letz­ten Jah­ren ver­acht­facht. In­fol­ge­des­sen er­höh­ten auch die pa­zi­fi­schen An­rai­ner­staa­ten Viet­nam, die Phil­ip­pi­nen, Sin­ga­pur, Süd­ko­rea und Japan mas­siv ihre Rüs­tungs­aus­ga­ben. Mitt­ler­wei­le hat In­di­en China als Waf­fen­im­por­teur und Pro­du­zent von Kriegs­schif­fen über­run­det. Die USA, die ihren He­ge­mo­ni­al­an­spruch als mi­li­tä­ri­sche Su­per­macht gegen eine wach­sen­de Zahl von Her­aus­for­dern be­haup­ten müs­sen, gaben al­lein im Jahr 2013 ganze 640 Mil­li­ar­den Dol­lar für den Ver­tei­di­gungs­haus­halt aus. Das hin­dert die auf­stre­ben­de Su­per­macht China al­ler­dings nicht, alle Re­gis­ter zu zie­hen, um den USA ins­be­son­de­re im pa­zi­fi­schen Raum den Rang ab­zu­lau­fen. Die Hef­tig­keit mit der selbst um kleins­te Ter­ri­to­ri­en wie bspw. Senka­ku/Diaoyu-​ In­seln ge­strit­ten und ge­run­gen wird, zeugt von der Schär­fe der in­nerim­pe­ria­lis­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung in einer Welt, in der per­ma­nen­te Auf­rüs­tung und Mi­li­ta­ri­sie­rung un­er­läss­li­che Vor­aus­set­zung staat­li­cher Sou­ve­rä­ni­tät ist.

Gegen jede na­tio­na­lis­ti­sche Ideo­lo­gie!

In­n­po­li­tisch schlägt sich die ver­schärf­te Welt­markt­kon­kur­renz in immer ag­gres­si­ve­rer na­tio­na­lis­ti­scher Pro­pa­gan­da und Rhe­to­rik nie­der. Die Idee der Na­ti­on war und ist eine ent­schei­den­de ideo­lo­gi­sche Stüt­ze jeder bür­ger­li­chen Herr­schaft. Sie ver­schlei­ert den Klas­sen­cha­rak­ter des ka­pi­ta­lis­ti­schen Sys­tems und ver­mit­telt die Vor­stel­lung, dass die be­ste­hen­den Zu­stän­de Aus­druck der ge­mein­sa­men In­ter­es­sen des Volkes seien. Im Namen der „na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit“ wer­den Ver­zicht ge­pre­digt, So­zi­al­leis­tun­gen ab­ge­baut und die Dau­men­schrau­ben der Aus­beu­tung an­ge­zo­gen, wäh­rend die „na­tio­na­le Si­cher­heit“ zur Le­gi­ti­ma­ti­on des Über­wa­chungs-​ und Re­pres­si­ons­ap­pa­ra­tes und der Ein­knas­tung un­lieb­sa­mer Op­po­si­tio­nel­ler her­hal­ten muss. Die viel­be­schwo­re­ne Ver­tei­di­gung „na­tio­na­ler Werte“ und der „na­tio­na­len Kul­tur“ war schon immer ein pro­ba­tes ideo­lo­gi­sches Schmier­mit­tel um Ras­sis­mus zu ze­men­tie­ren und gegen alles vor­zu­ge­hen, was sich nicht in die herr­schen­de Se­xu­al­mo­ral ein­passt. Na­tio­na­lis­mus be­deu­tet immer und über­all Un­ter­ord­nung unter die „ei­ge­ne Bour­geoi­sie“ und ihren Staat. So­zia­ler Zer­fall, In­di­vi­dua­li­sie­rung und wach­sen­de Ver­un­si­che­rung sind der Boden auf dem re­ak­tio­nä­re Ideo­lo­gi­en immer wei­ter um sich grei­fen. Von der Front Na­tio­nal in Frank­reich bis zur Job­bik­Par­tei in Un­garn – die ras­sis­ti­sche Rech­te ist im Auf­wind und geht mit einer ge­fähr­li­chen Mi­schung aus Ras­sis­mus, An­ti­se­mi­tis­mus und so­zia­ler Dem­ago­gie auf Stim­men­fang. In Grie­chen­land ist die fa­schis­ti­sche „Gol­de­ne Mor­gen­rö­te“ zu einer exis­ten­zi­el­len Ge­fahr für Im­mi­gran­tIn­nen ge­wor­den und hat sich dank ihrer Un­ter­stüt­zer in Po­li­zei und Armee wich­ti­ge Macht­po­si­tio­nen im Staats­ap­pa­rat er­obert. Doch die Fa­schis­ten ste­hen nicht au­ßer­halb der ge­gen­wär­tig statt­fin­den­den au­to­ri­tä­ren und na­tio­na­lis­ti­schen For­mie­rung der bür­ger­li­chen Ge­sell­schaft. Sie sind ein in­te­gra­ler Teil von ihr. Nazis ver­kör­pern weder Pro­test noch Op­po­si­ti­on gegen die herr­schen­den Ver­hält­nis­se, son­dern spit­zen die tag­täg­lich ge­streu­ten Ideo­lo­gi­en der Herr­schen­den in ihrem Sinne zu. Von daher ist es Un­sinn die Nazis als der „De­mo­kra­tie“ äu­ßer­li­ches Ex­trem be­kämp­fen zu wol­len. Die Vor­stel­lung, die „De­mo­kra­tie“ zu ver­tei­di­gen, läuft dar­auf hin­aus, den My­thos des Staa­tes als klas­sen­neu­tra­le In­stanz zu ak­zep­tie­ren, zu be­för­dern und ihm letzt­end­lich zu er­lie­gen. Der Wi­der­stand gegen den Fa­schis­mus muss Teil des um­fas­sen­den an­ti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Kamp­fes zur Über­win­dung aller For­men bür­ger­li­cher Herr­schaft sein. Dies er­for­dert je­doch, die Ver­hält­nis­se als Gan­zes in den Blick zu be­kom­men.

Krise und Klas­sen­zu­sam­men­set­zung

Es ist mitt­ler­wei­le sie­ben Jahre her, seit die Spe­ku­la­ti­ons­bla­sen platz­ten und die Welt­wirt­schaft in den Stru­del der Re­zes­si­on ris­sen. Doch trotz aller Pro­gno­sen und Be­schwö­rungs­for­meln über einen bal­di­gen Auf­schwung hat sich die Krise kon­ti­nu­ier­lich zu­ge­spitzt. Die Schul­den­ber­ge wach­sen wei­ter, die In­sta­bi­li­tät nimmt zu und die Fi­nanz­spe­ku­la­ti­on läuft wie­der auf Hoch­tou­ren. Mitt­ler­wei­le kann auch schon wie­der auf ein Plat­zen der nächs­ten Blase ge­wet­tet wer­den. All dem liegt eine tie­fer­lie­gen­de, struk­tu­rel­le Krise des Sys­tems zu­grun­de, die seit Jahr­zehn­ten (fak­tisch seit dem Ende des Sys­tems von Bret­ton Woods 1973) schwelt. Der Ka­pi­ta­lis­mus be­fin­det sich am Ende eines Ak­ku­mu­la­ti­ons­zy­klus, aus dem er letzt­end­lich nur durch eine mas­si­ve Ab­wer­tung von Ka­pi­tal her­aus­kom­men kann. In den frü­hen Tagen des Ka­pi­ta­lis­mus reich­ten dazu ein paar Plei­ten und Bank­rot­te. Die er­folg­rei­chen Ka­pi­ta­lis­ten schluck­ten die Ver­lie­rer zu Spott­prei­sen und das Sys­tem konn­te wie­der durch­star­ten. Heute ist trotz der Um­struk­tu­rie­run­gen in den 80er Jah­ren die Masse an Ka­pi­tal in der Welt al­ler­dings so groß, dass nur eine mas­si­ve Ent­wer­tung von Ka­pi­tal die Ak­ku­mu­la­ti­on wie­der an­wer­fen und das Sys­tem aus der Krise füh­ren könn­te. Eine der­ar­ti­ge Ent­wer­tung würde heute eine so mas­si­ve Ka­pi­tal­ver­nich­tung er­for­dern, wie sie nur durch die phy­si­sche Zer­stö­rung eines glo­ba­len Krie­ges be­werk­stel­ligt wer­den könn­te. Auch wenn die po­li­ti­schen und di­plo­ma­ti­schen Vor­aus­set­zun­gen für eine sol­chen Krieg heute noch nicht be­ste­hen, ist die Ge­fahr vi­ru­lent und wächst von Tag zu Tag. An­ge­sichts die­ser Her­aus­for­de­rung be­fin­det sich die Ar­bei­te­rIn­nen­klas­se in einer na­he­zu hoff­nungs­los er­schei­nen­den De­fen­si­ve. Seit Jahr­zehn­ten setzt das Ka­pi­tal zur Kom­pen­sa­ti­on der Pro­fi­tra­te auf um­fas­sen­de Um­struk­tu­rie­run­gen des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses (bspw. durch den Ein­satz von Mi­kro­elek­tro­nik) und die mas­si­ve Er­hö­hung der Aus­beu­tungs­ra­te. Ar­beits­plät­ze wur­den in Nied­rig­lohn­län­der ver­legt, wo in Sweat­shops zu Hun­ger­löh­nen ge­schuf­tet wird, wäh­rend die Ar­bei­te­rIn­nen in den tra­di­tio­nel­len ka­pi­ta­lis­ti­schen Zen­tren ge­zwun­gen wur­den Lohn­kür­zun­gen und schlech­te­re Ar­beits­be­din­gun­gen zu schlu­cken. Welt­weit herrscht ein gna­den­lo­ser Wett­be­werb, um die Löhne mit Aus­beu­tungs­me­tho­den zu drü­cken, die an das 19. Jahr­hun­dert er­in­nern. Be­fris­te­te Teil­zeit-​ und sog. „ze­ro-​hour“-​Ver­trä­ge (von denen bspw. in Eng­land über eine Mil­li­on Men­schen be­trof­fen sind, die rund um die Uhr für alle Ar­bei­ten zur Ver­fü­gung ste­hen müs­sen), Mi­ni­jobs und Schein­selbst­stän­dig­keit sind nur ei­ni­ge Bei­spie­le für die Krea­ti­vi­tät, mit der die Lohn­ab­hän­gi­gen zu Skla­ven des Ka­pi­tals ge­macht wer­den. Die Ar­bei­te­rIn­nen­klas­se hat deut­lich an Or­ga­ni­sa­ti­ons­grad und Ge­schlos­sen­heit ein­ge­büßt. Die viel­fäl­ti­gen Frag­men­tie­run­gen und Spal­tungs­li­ni­en und die Aus­wei­tung pre­kä­rer Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se stel­len die Ent­wick­lung kol­lek­ti­ver Ge­gen­wehr vor große Her­aus­for­de­run­gen.

Au­to­no­mer Klas­sen­kampf!

Vor die­sem Hin­ter­grund ist es wenig ver­wun­der­lich, dass di­ver­se „Linke“ ihren „Ab­schied vom Pro­le­ta­ri­at“ pro­kla­mie­ren, auf Iden­ti­täts­po­li­tik set­zen und /oder sich als Sach­ver­wal­ter eines so­zi­al ge­zähm­ten Ka­pi­ta­lis­mus ins Spiel brin­gen. Mit Rea­li­täts­sinn haben der­ar­ti­ge Re­form­stra­te­gi­en und par­la­men­ta­ri­schen Pro­jek­te wenig bis gar nichts zu tun. Der Ka­pi­ta­lis­mus kann weder all­mäh­lich ver­bes­sert, schritt­wei­se in sei­nem Wesen ver­än­dert noch men­schen­wür­dig ver­wal­tet wer­den. Auf­grund der bor­nier­ten Fi­xie­rung auf den Hand­lungs­rah­men des Staa­tes, bzw. der Na­ti­on, führt jede par­la­men­ta­ri­sche Ori­en­tie­rung auf kurz oder lang dazu, die Sach­zwän­ge des Ka­pi­ta­lis­mus im Ein­klang mit der „öf­fent­li­chen Mei­nung“ mit­ver­wal­ten zu wol­len. Po­li­tisch durch­ge­setzt wird dabei le­dig­lich das, was „mach­bar“ bzw. mit den herr­schen­den Ka­pi­tal­in­ter­es­sen kom­pa­ti­bel ist. Die Linke des Ka­pi­tals hat von jeher die Be­lan­ge der Na­ti­on über die der Klas­se ge­stellt. 1914 hatte sie we­sent­li­chen An­teil daran die Ar­bei­te­rIn­nen­klas­se in das im­pe­ria­lis­ti­sche Mas­sa­ker des Welt­krie­ges zu het­zen, heute ver­sucht sie Mi­li­tär­ein­sät­ze als „frie­den­si­chern­de Maß­nah­men“ zu ver­kau­fen. Wirk­li­che Ver­än­de­rung las­sen sich da­ge­gen nur durch Ei­gen­in­itia­ti­ve und Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on der Lohn­ab­hän­gi­gen er­kämp­fen. Dazu ist es not­wen­dig über den Be­zugs­rah­men der alten Ge­werk­schaf­ten und Par­tei­en hin­aus­zu­ge­hen, die auf Ver­hand­lun­gen und Kom­pro­mis­se mit der be­ste­hen­den Ord­nung set­zen und mit Haut und Haa­ren mit die­sem Sys­tem ver­filzt sind. Unser Ziel be­steht darin, dass die Ar­bei­te­rIn­nen­klas­se selbst über die Ziele ihrer Kämp­fe ent­schei­den soll­te und dass die Or­ga­ni­sa­ti­on die­ser Kämp­fe fest in ihren eig­nen Hän­den blei­ben muss. Eine Mög­lich­keit dies zu­stan­de zu brin­gen, be­steht in der Schaf­fung au­to­no­mer Struk­tu­ren wie bspw. Streik­ko­mi­tees, die der Kon­trol­le durch die Mas­sen­ver­samm­lung aller Teil­neh­mer der Be­we­gung un­ter­lie­gen. Die „his­to­risch ent­deck­te Form“ pro­le­ta­ri­scher Selbst­or­ga­ni­sie­rung sind die Räte, die ein Ma­xi­mum an Par­ti­zi­pa­ti­on und de­mo­kra­ti­scher Kon­trol­le von unten er­mög­li­chen.

Kom­mu­nis­mus den wir mei­nen!

Doch es geht nicht ein­fach nur um Struk­tu­ren, son­dern um eine po­li­ti­sche Ver­stän­di­gung über die Stoß­rich­tung und die Per­spek­ti­ven des Kamp­fes. Wir wer­den den welt­wei­ten An­grif­fen auf un­se­re Le­bens­be­din­gun­gen nur wi­der­ste­hen kön­nen, wenn wir jeden Wi­der­stand gegen die Aus­te­ri­täts­po­li­tik der Herr­schen­den als un­se­ren Kampf be­grei­fen. Dies er­for­dert die klare Ab­sa­ge an jede na­tio­na­lis­ti­sche Ideo­lo­gie und alle Ver­su­che die Be­lan­ge der Klas­se einer Frak­ti­on der Bour­geoi­sie un­ter­zu­ord­nen. Gleich­zei­tig gilt es zu ver­ste­hen, dass selbst er­run­ge­ne Er­fol­ge nur von zeit­wei­li­ger Dauer sind. Es wird immer deut­li­cher, dass die Mensch­heit nur eine Zu­kunft hat, wenn es zu einer fun­da­men­ta­len Än­de­rung der Pro­duk­ti­ons­wei­se kommt. Der ka­pi­ta­lis­ti­sche Raub­bau an Mensch und Natur un­ter­gräbt immer wei­ter die öko­lo­gi­schen Res­sour­cen die­ses Pla­ne­ten und ist zu einer ein­zi­gen Fes­sel für die Wei­ter­ent­wick­lung der Mensch­heit ge­wor­den. Die ein­zi­ge Lö­sung ist eine Ge­sell­schaft, in der Geld, Aus­beu­tung und Pro­fit über­wun­den sind und in der die Pro­duk­ti­on im Ein­klang mit Mensch und Um­welt steht, eine Ge­sell­schaft in der für die Be­frie­di­gung mensch­li­cher Be­dürf­nis­se und nicht für den Pro­fit pro­du­ziert wird. Das ist der Kom­mu­nis­mus, den wir mei­nen! Eine sol­che ge­sell­schaft­li­che Al­ter­na­ti­ve wird nicht von al­lei­ne Ge­stalt an­neh­men. Sie wird sich nur durch eine ge­sell­schaft­li­che Be­we­gung zur be­wuss­ten Ab­schaf­fung von Herr­schafts­ver­hält­nis­sen er­kämp­fen las­sen. Vor uns liegt ein lan­ger Weg. Doch die­je­ni­gen, die die Not­wen­dig­keit einer neuen Ge­sell­schaft ver­stan­den haben, müs­sen erste Schrit­te un­ter­neh­men, um sich als kom­mu­nis­ti­sche Min­der­hei­ten in einer in­ter­na­tio­na­len und In­ter­na­tio­na­lis­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on zu­sam­men­zu­schlie­ßen. Eine sol­che kom­mu­nis­ti­sche Or­ga­ni­sa­ti­on ist keine Re­gie­rung im War­te­stand, son­dern ein un­ver­zicht­ba­res In­stru­ment, um dem Kampf für eine neue Ge­sell­schaft eine klare po­li­ti­sche Per­spek­ti­ve zu geben. Die­ser Kampf wird über­all dort ge­führt wer­den müs­sen, wo die Ar­bei­te­rIn­nen­klas­se den Ka­pi­ta­lis­mus her­aus­for­dert. Doch es geht nicht darum, ein­fach nur die­sen oder jenen As­pekt des Ka­pi­ta­lis­mus, son­dern das Sys­tem als Gan­zes zu be­kämp­fen. Die Wi­der­sprü­che des Ka­pi­ta­lis­mus wer­den nicht ver­schwin­den. Sie füh­ren zu an­stei­gen­der Un­gleich­heit, Aus­beu­tung, mör­de­ri­schen Krie­gen und Um­welt­zer­stö­rung. Es wird nicht ein­fach sein den Pla­ne­ten von die­sen Pla­gen zu be­frei­en. Doch jeder, der sich dem Kampf für eine neue in­ter­na­tio­na­lis­ti­sche Klas­sen­or­ga­ni­sa­ti­on an­schließt, bringt uns un­se­rem Ziel ein Schritt näher: Einer „As­so­zia­ti­on der Frei­en und Glei­chen“, in der „die freie Ent­wick­lung eines jeden die Be­din­gung für die freie Ent­wick­lung aller ist“.

Für die staa­ten-​ und klas­sen­lo­se Ge­sell­schaft !

Die In­ter­na­tio­na­lis­tIn­nen

In­ter­na­tio­na­lis­ti­sche Kom­mu­nis­ti­sche Ten­denz

Wednesday, April 30, 2014