Wilde Streiks auf Öl- und Gasplattformen in der Nordsee: Der Kampf geht weiter!

Im Mai diesen Jahres legten über tausend Offshore-Öl- und -GasarbeiterInnen in der Nordsee auf 19 britischen Bohrinseln die Arbeit nieder und forderten eine Angleichung ihrer Löhne an die Inflation.(1) Und nun sind laut einer Erklärung, die in den sozialen Medien kursiert, weitere Aktionen für den 8. September geplant. Diese werden nicht nur außerhalb der Gewerkschaften organisiert, die absichtlich gezögert haben, sondern es scheint, dass die ArbeiterInnen ihr eigenes Streikkomitee gebildet haben, um den Kampf zu führen. Auch wenn bisher nur wenige Informationen vorliegen, ist dies ein ermutigender Schritt, der die Solidarität aller ArbeiterInnen verdient. In diesem Sinne geben wir hier die vom Streikkomitee der Offshore - Öl- und GasarbeiterInnen unterzeichnete Erklärung wieder.

Dies richtet sich an alle, die von den Arbeitsunruhen im Offshore-Bereich betroffen sind. Es geht um die Gründe, die uns zu der Entscheidung, zu einem wilden Streik veranlasst haben. Seit 2001 sind unsere Löhne und Gehälter extrem stark gesunken. Derzeit liegen wir mit unseren Löhnen etwa 22-23% hinter der Inflation zurück. In Verbindung mit den unsicheren und unberechenbaren Ölpreisen der letzten zehn Jahre haben die Ölgesellschaften unsere Arbeitsbedingungen ausgehöhlt. Sie haben Dienstplanänderungen erzwungen, uns bis zu 15 % unseres Nettoeinkommens gekürzt und ein Umfeld geschaffen, in dem wir das Gefühl haben, dass wir auf dem absteigenden Ast sind. Der Zwang zu längeren Dienstplänen für weniger Geld hat enorme Auswirkungen auf die psychische Gesundheit aller Beschäftigten an der Nordsee gehabt. Selbst als man erkannte, dass diese Arbeitszeiten unsere Existenz gefährdeten und man sich darauf einigte, dass sie für alle Beteiligten nicht gut waren, werden wir immer noch von Subunternehmen zu diesen Arbeitszeiten eingesetzt. Sie haben unsere Arbeitsbedingungen verschlechtert und dann die neuen Bedingungen im Rahmen des ESA (Energy Service Agreement) als eine Neuerung dargestellt. Das ist völliger Blödsinn. Wir haben lächerliche Lohnangebote erhalten, die nichts anderes sind als eine schallende Ohrfeige. Wir haben dann angefangen, über Streiks zu sprechen, da Big Oil groteske Gewinne einfährt. Sie kamen zurück, ohne Diskussion, und sagten, als Geste des guten Willens würden sie eine Lohnerhöhung von 3 % durchsetzen. Auch das ist lächerlich, da die Gewinne so riesig sind. Wir führen ständig Gespräche mit unseren Unternehmen, Gewerkschaften und ESA-Unterzeichnern, aber es dauert viel zu lange. Wir wissen, dass sie es hinauszögern, und so versuchen, die Situation zu entschärfen. Dadurch wird die Situation jedoch nur noch schlimmer. Unsere Gewerkschaften sagen, sie hätten derzeit nicht die Kräfte, um eine Urabstimmung durchzuführen. Wir sagen, das ist Unsinn, denn die gesamte Nordsee ist absolut wütend über unsere Behandlung. Die wilden Streiks, über die wir gesprochen haben und die in Planung sind, sind das Ergebnis jahrelanger Untätigkeit seitens der Gewerkschaften und unserer Unternehmen und haben uns das Gefühl gegeben, dass wir nur etwas erreichen können, wenn wir die Dinge selbst in die Hand nehmen. Wir haben das gesamte ordnungsgemäße Verfahren durchlaufen, wenn es darum ging, unsere Beschwerde vorzubringen. Wir haben die ordnungsgemäßen Kanäle genutzt, aber wir haben das Gefühl, dass wir an der Nase herumgeführt werden. Das ganze Vereinigte Königreich ist in Aufregung wegen der Lebenshaltungskosten. Wir sind da keine Ausnahme. Wir liefern die Energie, die alle Menschen am Leben erhält, und scheinen doch die Letzten zu sein, die sich zu Wort melden. Die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen. Deshalb werden wir am 8. September 2022 um 13.00 Uhr in allen Anlagen, allen Branchen und allen Unternehmen streiken. Wir werden streiken und die Arbeit niederlegen, bis man uns in irgendeiner Form Respekt zollt. Wir haben uns zu lange an die Regeln gehalten, und jetzt machen wir es auf unsere Art. Unsere Bedingungen wurden dargelegt, Sie wissen, was wir wollen, und wir wollen nicht bis zum nächsten Jahr warten, um es zu bekommen. Gebt den Öl- und GasarbeiterInnen, was sie verdienen. (Streikkomitee der Offshore-Öl- und GasarbeiterInnen)

(1) Siehe dazu: leftcom.org

(2) Zu Zeit der Abfassung dieses Aufrufs wurde jüngste Entwicklung nur von einem Nachrichtenmedium aufgegriffen: energyvoice.com

Thursday, September 1, 2022