Der Kampf um Seltene Erden zerreißt die Welt

Zwischen den Weltmächten tobt ein Wettlauf um die einst wenig bekannten Metalle, die so genannten Seltenen Erden, die für die heutige Technologie, einschließlich der Militärtechnik, von entscheidender Bedeutung sind. China ist weltweit führend in der Produktion von Seltenen Erden, und nun versuchen die USA und der Rest der Welt, aufzuschließen. Aber was sind Seltene Erden?

Seltene Erden: Was sind sie und wofür sind sie gut?

Die 17 seltenen Erdelemente (SEE) sind Metalle mit ähnlichen chemischen Eigenschaften. Genauer gesagt handelt es sich um 15 Lanthanoide - Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium und Lutetium -, zu denen noch Scandium und Yttrium hinzukommen, da sie ähnliche Eigenschaften aufweisen. Es hat lange gedauert, sie alle zu isolieren, gerade weil sie so ähnlich sind.

Die SEE werden für die Herstellung vieler technischer Güter benötigt. Sie haben nützliche optische Eigenschaften. Wenn Du dies auf einem Bildschirm liest, wird das grüne Licht auf diesem durch Terbium erzeugt, während das rote Licht durch eine Kombination aus Europium und Yttrium erzeugt wird. Ein weiteres Beispiel ist Erbium. Das von Erbium erzeugte infrarote Licht kann Signale über Kilometer hinweg mittels Glasfasern übertragen, weshalb in den meisten Glasfaseranwendungen weltweit Signalverstärker aus Erbium eingesetzt werden. Glasfaserkabel sind das Rückgrat der modernen Telekommunikation; sie könnten sogar bei der Navigation auf den arktischen Seewegen helfen.(1) Sie werden zweifellos Ziele in einem künftigen Krieg sein.

Die magnetischen Eigenschaften der SEE sind vielleicht die wichtigsten. SEE können zur Herstellung von Seltenerdmagneten verwendet werden, leistungsstarken Dauermagneten (bei denen das Magnetfeld durch die innere Struktur des Materials selbst erzeugt wird), die für die Miniaturisierung der Technik unerlässlich sind. Die ersten Magnete aus den Seltenen Erden Neodym und Scandium wurden 1982 entwickelt und haben seitdem die Technik revolutioniert. Die winzigen Motoren, die Computerfestplatten und Miniaturlautsprecher in Mobiltelefonen und Laptops antreiben, sind auf Seltenerdmagnete angewiesen. Neodym-Magnete, der am weitesten verbreitete Typ von Seltenerdmagneten, werden für MRT-Scanner und Mikrowellenherde verwendet. Seltenerdmagnete werden für Windturbinen und Motoren von Elektroautos benötigt. Elektroautos ohne Dauermagnete benötigen größere Batterien, und Windturbinen ohne sie sind auf hoher See wartungsintensiver. Die Windturbine braucht ansonsten sehr viele Getriebe und ist daher anfälliger für Ausfälle.

SEE haben auch wichtige militärische Anwendungen. So wird Terbium für Sonarsysteme der Marine verwendet, leichte Aluminium-Scandium-Legierungen werden für Bauteile in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt, Yttrium kommt in Düsentriebwerken zum Einsatz, und Ytterbium wird in Täuschkörperraketen verwendet. Das US-Verteidigungsministerium steht hinter den derzeitigen Bemühungen der USA, ihre Bezugsquellen zu diversifizieren.

All dies sollte deutlich machen, warum es ein imperialistisches Tauziehen um die Seltenen Erden gibt, bei dem China eindeutig die Nase vorn hat. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 produzierte China 80% der Neodym-Magnete der Welt.

Chinas Monopol

Ein Mineral der Seltenen Erden enthält ein oder mehrere SEE als Hauptmetallbestandteile. Anders als ihr Name vermuten lässt, sind Seltene Erden relativ häufig in der Erdkruste vorhanden. Sie kommen jedoch nicht in hochkonzentrierten Lagerstätten vor, sondern sind in kleinen Mengen über große Gebiete verteilt, was sie „selten“ macht. Ihre Gewinnung ist derzeit nur bei Konzentrationen von etwa 2% pro Tonne Abfallgestein wirtschaftlich rentabel. Obwohl Seltene Erden auf der ganzen Welt vorkommen, hat kein Land sie so ausgebeutet wie China. Deng Xiaoping soll erklärt haben: „Der Nahe Osten hat Öl, China hat Seltene Erden“. Seit den 1990er Jahren ist China führend in der Produktion von Seltenerdoxiden (SEO), aus denen SEE abgetrennt werden können. Auf China entfielen im Jahr 2024 fast 70 % der Förderung Seltener Erden , gegenüber 58 % im Jahr 2021.(3) Die Bayan-Obo-Mine im Nordosten Chinas war im Jahr 2023 für 50% der weltweiten Förderung verantwortlich.

China verfügt über ein Drittel der weltweit geschätzten Reserven an Seltenen Erden. Brasilien, Russland, Indien, Australien, Myanmar, Malaysia, Kanada, Kasachstan, Nigeria, Madagaskar und Grönland verfügen ebenfalls über Vorkommen. Die grönländischen Vorkommen erklären zum Teil Chinas Versuche, dort einen Fuß in die Tür zu bekommen, sowie Trumps kürzlich geäußerte Drohung, dass die USA Grönland „so oder so“ bekommen würden.(4) Auch in Nordkorea werden riesige Vorkommen vermutet.

Zwar gibt es auch anderswo als in China Vorkommen Seltener Erden, doch ist es weitgehend unrentabel, sie abzubauen. Das liegt vor allem an Chinas Monopol, aber das erklärt natürlich nicht, wie es zu diesem Monopol gekommen ist, und ist daher eine unzureichende Antwort. Ein Teil des Grundes ist, dass die Grundbesitzverhältnisse kein Hindernis für Kapitalinvestitionen in den Bergbau darstellen, wie es in anderen Ländern der Fall sein kann. Der Kapitalist muss sich nicht darum sorgen, dass ein Teil des Gewinns in Form von Erbpacht an den privaten Grundbesitzer geht. In China ist der Staat sogar Eigentümer aller Bodenschätze, unabhängig vom Landbesitz. Um es klar zu sagen: Daran ist nichts sozialistisch, selbst wenn es sich um eine vollständige Verstaatlichung des Bodens handeln würde. Die kapitalistische Produktionsweise ist gekennzeichnet durch die Trennung der ArbeiterInnen von den Arbeitsbedingungen, d.h. von den Produktionsmitteln und dem Boden. Wie Marx betonte, ist diese Trennung der ArbeiterInnen vom Boden „vollständig erreicht, wenn er Staatseigentum wird“.(5) Deshalb betrachtete Lenin die Verstaatlichung des Bodens als eine bloße „bürgerlich-demokratische Maßnahme“.(6)

Der chinesische Staat setzte folgerichtig alles daran, den Bergbau auf Seltene Erden zu entwickeln, indem er nach Belieben Land zuteilte und gleichzeitig billige Energie lieferte und die Eröffnung neuer Minen subventionierte. Der heimische Markt wurde vor ausländischer Konkurrenz geschützt, und die Förderung war auf chinesische Unternehmen beschränkt.

China hat diesen Produktionszweig ohne Rücksicht auf die gefährlichen Arbeitsbedingungen und die Umweltauswirkungen entwickelt. Seltene Erden kommen häufig zusammen mit radioaktiven Elementen wie Thorium und Uran vor, und ihre Abtrennung erfordert eine Menge giftiger Chemikalien und Hunderte von Kubikmetern Wasser, die mit diesen Chemikalien kontaminiert werden. Die Trennung der SEE voneinander ist aufgrund ihrer ähnlichen Eigenschaften ebenfalls schwierig. Das Hauptproblem bei den Seltenen Erden ist nicht so sehr der Abbau, sondern die Tatsache, dass die Seltenen Erden in einem hochspezialisierten mehrstufigen Prozess von den Oxiden getrennt, raffiniert und zu Legierungen geschmiedet werden müssen, bevor sie zur Herstellung von Seltenerdmagneten verwendet werden können. Durch seine staatlich subventionierte langfristige Industriestrategie hat China bei jedem Schritt dieses Prozesses eine Kontrollposition aufgebaut. Der Hauptgrund für den Vorsprung Chinas vor seinen Konkurrenten liegt also nicht so sehr in seinen großen Reserven, obwohl dies zweifellos ein wichtiger Faktor ist, sondern in seinem Monopol auf die Verarbeitung von Seltenen Erden. Wie wir bereits erwähnt haben, sind Seltene Erden nicht selten, aber es ist selten, sie in reiner Form zu finden. Der wirklich „seltene“ Teil ist daher die Infrastruktur für ihre Verarbeitung. Im Jahr 2023 verarbeitete China 87% der Seltenen Erden (im Vergleich dazu verarbeitete die EU 2%) und veredelte 91%. 94% der Seltenerdmagnete werden in China hergestellt.(7) Verarbeitung, Lagerung und Transport sind zu teuer, um mit China zu konkurrieren.

Früher wurde die Produktion von Seltenen Erden, einschließlich der gesamten Verarbeitungskette, von den USA dominiert. Zwischen 1965 und 1995 lieferte die Mountain-Pass-Mine in Kalifornien den größten Teil der weltweiten Seltenen Erden. Im Jahr 1995 erwarb das chinesische Unternehmen Zhong Ke San Huan das US-Unternehmen Magnequench, das die gesamte Verarbeitung kontrollierte, und verlegte fünf Jahre später seine Produktionsanlagen von Indiana nach Tianjin, östlich von Peking. Nach einem Giftmüllunfall wurde Mountain Pass im Jahr 2002 geschlossen und wegen der Konkurrenz durch chinesische Anbieter nicht wiedereröffnet. Als sich die USA aus der Produktion von Seltenen Erden zurückzogen, stieg die chinesische Produktion von 80.000 Tonnen im Jahr 2002 auf 120.000 Tonnen im Jahr 2006. Dabei ist die illegale Produktion, die 20 bis 40 % der Gesamtmenge ausmachen soll, nicht berücksichtigt. Zum Vergleich: Die USA stellten die Produktion 2003 ein, und andere Länder kamen nicht über 1.000 Tonnen pro Jahr hinaus.(8)

Die Aufholjagd

Seitdem versuchen Chinas Konkurrenten, aufzuholen - oder wieder Anschluss zu finden. Dies erweist sich als schwierig. Die nicht-chinesische Produktion von Seltenen Erden ist von 2015 bis 2022 um fast das Vierfache auf 90.000 Tonnen gestiegen. In der Zwischenzeit hat sich die chinesische Produktion von Seltenen Erden jedoch von 105.000 Tonnen auf 210.000 Tonnen im Jahr 2022 verdoppelt. China versucht, die Konkurrenz auszubremsen und sein Monopol aufrechtzuerhalten, indem es sich die Seltenerdvorkommen außerhalb seiner Grenzen sichert und das geistige Eigentum an der Verarbeitung und Veredelung schützt. (9) Darüber hinaus sind Chinas Reserven, obwohl sie auf 44 Millionen Tonnen geschätzt werden, letztlich endlich. Der Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Seltenen Erden drängt China auch dazu, Vorkommen außerhalb seiner Grenzen zu finden. Seit Anfang der 2010er Jahre versucht der chinesische Staat, die offizielle Produktion auf 100.000 bis 120.000 Tonnen pro Jahr zu begrenzen und die bis dahin stark zersplitterte Industrie um große Unternehmen herum zu konsolidieren, um die illegale Förderung zu reduzieren.

Infolgedessen wurde China im Jahr 2018 zum Nettoeinfuhrland für unraffinierte Seltene Erden. Die rohen oder wenig raffinierten Erze kommen aus Myanmar, Vietnam, Afrika und Australien - letzteres über Malaysia, wo australische Seltene-Erden-Unternehmen wie die Lynas Corporation Raffineriebetriebe eingerichtet haben. Malaysia selbst produziert 8 % der weltweiten Seltenen Erden (Stand 2024). Malaysia scheint die Bedeutung der Verarbeitung und Veredelung gegenüber der reinen Gewinnung zu verstehen und erklärte 2023, dass es ein Exportverbot für Seltene Erden prüfen würde, um die Veredelung im eigenen Land zu entwickeln. China hat mit mehreren afrikanischen Regierungen zusammengearbeitet, um sich neben anderen strategischen Rohstoffen auch Seltene Erden zu sichern, während die französische und amerikanische Präsenz auf dem Kontinent zurückgeht.(10)

Um diese neuen Importe zu sichern, unterzeichnete der chinesische Gigant Shenghe Resources Holding 2015 einen Vertrag über Seltenerdoxide mit Tantalus Rare Earths, einem in Madagaskar tätigen deutschen Bergbauunternehmen. Und 2016 wurde Shenghe zum Hauptaktionär des australischen Unternehmens Greenland Minerals (jetzt Energy Transition Minerals) und unterzeichnete eine Vereinbarung zur Sicherung der gesamten Seltenerdoxide-Produktion aus der grönländischen Kvanefjeld-Mine (der chinesische Staat ist der größte Aktionär von Shenghe). Im Jahr 2021 hat Grönland dieses Projekt jedoch gestoppt, was zweifellos auf den Druck der USA zurückzuführen ist.(11)

Die USA sind nicht die einzigen, die China das Leben schwer machen. Der Anteil Myanmars an der weltweiten Produktion von Seltenen Erden stieg von 2015 bis 2023 von 0,2% auf 14%. China bezieht etwa 40 % seiner Seltenen Erden aus dem Kachin-Staat im Norden Myanmars. Doch im Oktober 2024 übernahm die Kachin Independence Army die Kontrolle über den Bergbaubetrieb in der Region und stoppte die Lieferung von Rohstoffen, die für den Abbau von Seltenen Erden benötigt werden, sowie die Ausfuhr der Mineralien nach China.(12)

Australien fördert (Stand 2024) 3% der weltweiten Produktion an Seltenen Erden. Lynas ist Eigentümer der australischen Mount Weld-Mine und wird seit 2010 von der japanischen Regierung unterstützt. Im selben Jahr, nachdem die japanische Marine einen chinesischen Trawler vor den umstrittenen Senkaku/Diaoyu-Inseln abgefangen hatte, stoppte China die Lieferungen von Seltenen Erden nach Japan, ohne dies jedoch öffentlich zuzugeben. Im selben Jahr reduzierte China seine Exportquoten auf 30.000 Tonnen pro Jahr. Seit 2005 hat China Exportquoten für Seltene Erden eingeführt. Dieser Vorfall veranlasste Chinas Konkurrenten, ihre Abhängigkeit von China zu verringern. Darüber hinaus hatte China, wie bereits erläutert, den Abbau von Seltenen Erden chinesischen Unternehmen vorbehalten, was gegen die WTO-Bestimmungen verstößt (China trat der WTO 2001 bei). Die USA sowie die EU und Japan brachten den Fall vor die WTO, die 2014 gegen China entschied, was 2015 zur Aufhebung der Exportquoten führte. Amerikanische und japanische Verarbeitungsunternehmen hatten sich in China niedergelassen, um Engpässe und höhere Preise zu vermeiden, und waren Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen eingegangen, auch in hochspezialisierten Bereichen wie der Magnetproduktion. Dies führte zu einem Technologietransfer an chinesische Unternehmen.

Im Jahr 2023 hat China die Lieferung von Germanium und Gallium (beides keine seltenen Erden, aber dennoch strategische Ressourcen), die für Chips und militärische Kommunikation benötigt werden, eingeschränkt. Im Dezember 2024 kündigte China an, als Reaktion auf die zunehmenden US-Handelsbeschränkungen und Zölle auf chinesische Produkte wie Halbleiter auch die Ausfuhr strategischer Metalle zu beschränken, die nicht zu den Seltenen Erden gehören, wie z. B. Antimon (das in Autobatterien, Solarpaneelen, Smartphones, Atomwaffen, panzerbrechender Munition, Infrarotsensoren, Nachtsichtgeräten und Präzisionsoptiken verwendet wird). "Im Gegensatz dazu haben die USA seit 1997 kein marktfähiges Antimon mehr abgebaut.“(13) Im Februar 2025 kündigte China außerdem Beschränkungen für die Ausfuhr von Wolfram, Indium, Wismut, Tellur und Molybdän (allesamt keine Seltenen Erden) an, die für militärische Anwendungen und nachhaltige Energien verwendet werden.(14) Durch die Beschränkung der Exporte und damit des weltweiten Angebots läuft China jedoch Gefahr, langfristig seine Konkurrenten zu begünstigen, da der Anstieg der Weltmarktpreise die Eröffnung neuer Minen anderswo rentabler machen könnte. Ein solcher Preisanstieg bei diesen Rohstoffen, die Teil des konstanten Kapitals sind, bedeutet einen Rückgang der allgemeinen Profitrate. Daher die verstärkte weltweite Jagd nach diesen Rohstoffen.

An dieser Stelle ist jedoch die Unterscheidung zwischen SEE und anderen strategischen Mineralien entscheidend. Denn während China die Ausfuhr strategischer Rohstoffe einschränkt, hat es gleichzeitig seine Produktion von Seltenen Erden erhöht. Im Jahr 2020 hat China seine Produktionsquoten für Seltene Erden nicht gekürzt, sondern um 10 % erhöht. Im Jahr 2024 stiegen Chinas Exporte von Seltenen Erden um 6 %, was zu sinkenden Preisen führte.(15) China hat offenbar unter den tatsächlichen Kosten verkauft.(16)

Endlich muß die Preissenkung und der Verkauf zu Verlustpreisen erwähnt werden, Methoden, die angewandt werden, um den Konkurrenten zu erdrosseln. ‚Man will nicht an dem Geschäft selbst verdienen. Der Kampf dient nur der Unterwerfung des Gegners, wird daher ohne Rücksicht auf die eigenen Produktionskosten geführt. Nicht diese bilden die untere Grenze des Preises, vielmehr die Kapitalkräfte und Kreditfähigkeit des Kartells, vielmehr die Frage, wie lange seine Mitglieder einen zunächst gewinnlosen Kampf aushalten können.‘ [siehe Fritz Kestner, Der Organisationszwang, Berlin 1912] Auf dem inneren Markt wird diese Methode angewandt, um den Konkurrenten endgültig abzutöten; auf dem auswärtigen Markt bedeutet sie eine Verschärfung des Dumping.(17)

Durch die Erhöhung des Angebots hat China die Preise gesenkt, um die neuen Förderprojekte der USA zu verhindern. Trumps neue Zollsalve hat China jedoch dazu veranlasst, seine Taktik im Handelskrieg zu ändern und als Vergeltung die Ausfuhr von Seltenen Erden einzuschränken.(18) Um ihre Abhängigkeit von China zu verringern, haben die USA 2018 die Mountain-Pass-Mine wiedereröffnet, die derzeit die einzige Anlage zum Abbau und zur Verarbeitung von Seltenen Erden im Lande ist. Die USA müssen ihr Erz immer noch zur Raffination und Verarbeitung nach China exportieren, von wo aus es dann als Magnete in die USA und andere Länder reexportiert wird, obwohl die USA im Jahr 2024 ihre Exporte von Seltenen Erden nach China im Rahmen des Handelskriegs eingeschränkt haben. Die Eigentümer der Mine haben 2023 eine Separationsanlage wieder in Betrieb genommen, die es den USA ermöglichen würde, Seltene Erden im eigenen Land zu verarbeiten. Stand 2024 produzieren die USA 11% der weltweiten Seltenen Erden. Die USA sind bestrebt, ihre Reserven von Seltenen Erden zu erweitern, was sich in jüngster Zeit in ihrem Wunsch ausdrückt, Grönland zu erwerben - Trump hatte bereits 2019 ausdrücklich die Sorge um Seltene Erden als Grund für den Kauf von Grönland genannt (die USA hatten bereits 1867, 1910 und 1946 vorgeschlagen, Grönland zu kaufen) - und die Ukraine unter Druck zu setzen, damit sie Schürfrechte und insbesondere den Abbau von Seltenen Erden aufgibt, obwohl die Ukraine keine Minen zur Förderung dieser betreibt.(19) Die Ukraine verfügt zwar über beträchtliche Reserven oder Vorkommen an Lithium, Graphit, Mangan, Titan, Gallium und Nickel, doch die Hälfte der Lagerstätten an Seltenen Erden befindet sich derzeit unter russischer Kontrolle, und es bestehen Zweifel daran, wie rentabel der Abbau und die Verarbeitung der restlichen Vorkommen wäre.(20) Unabhängig davon geht es bei dem Abkommen um mehr als Seltene Erden. Auch die EU ist an den ukrainischen Ressourcen interessiert, und die derzeitige Empörung der EU-Führungsriege über Trump ist in Wahrheit die Empörung darüber, dass sie ihren Anteil an der Beute nicht bekommen könnten.

In der EU selbst wurde 2023 in Schweden ein riesiges Vorkommen an seltenen Erden entdeckt.(21) Dort befindet sich auch die derzeit größte unterirdische Eisenerzmine der Welt. Aber auch diese Vorkommen würden nicht ausreichen. Und es würde auch nicht die Tatsache umgehen, dass die EU bei der Verarbeitung von China abhängig ist. Derzeit gibt es in der EU nur eine einzige Anlage zur Trennung von Seltenen Erden für die Magnetproduktion, die sich in Estland befindet und von dem kanadischen Unternehmen Neo Performance Materials betrieben wird. Der belgische Chemiekonzern Solvay plant den Ausbau seines Standorts in La Rochelle, Frankreich, um die gleiche Aufgabe zu erfüllen. Ähnlich wie in den USA war die Raffinerie in La Rochelle (damals im Besitz von Rhône-Poulenc) in den 1980er Jahren für 50 % der SEE-Aufbereitung verantwortlich. Die Aktivitäten im Bereich der Seltenen Erden wurden nach China verlagert, wobei die Umweltverschmutzung als Begründung angeführt wurde. Nach Angaben der Europäischen Kommission wurden im Jahr 2021 98% der in der EU verwendeten Seltenen Erden aus China importiert. 100% der schweren Seltenen Erden in der EU kommen aus China. Die EU hat vor kurzem Pläne vorgestellt, um ihre Abhängigkeit von China zu verringern, aber es bleibt abzuwarten, ob sie daran etwas ändern kann.(22) Das bedeutet, dass der Vorstoß der EU für grüne Energie vorerst von China abhängt.

Seltene Erden und die Umwelt

Im Jahr 2023 werden 58 % der Windturbinen und 23 % der Elektrofahrzeuge in der EU hergestellt. Doch auch wenn die EU bei der Produktion von Windturbinen weltweit führend ist, hängt diese von Seltenen Erden aus China ab, wie Praseodym, Neodym und Dysprosium. Die EU hat sich für das Recycling von Seltenen Erden eingesetzt, was sich jedoch als schwierig erweist, da sie oft mit anderen Komponenten in komplexen Produkten wie Smartphones verklebt sind. Ab 2023 wird das SEE-Recycling nur 1% des EU-Bedarfs decken. Im Gegensatz dazu werden 55% des EU-Kupferbedarfs durch Recycling gedeckt. Das bedeutet, dass die Förderung erneuerbarer Energien in der EU und anderswo vom Abbau von Seltenen Erden in China abhängt, was zu Lasten der Umwelt und der Gesundheit der ArbeiterInnen geht.

In der Inneren Mongolei, der Region in China in der am meisten Seltene Erden gefördert werden, hat die Gewinnung zu Seen mit giftigen Abwässern, Fällen von Schwefelsäurevergiftung und „Krebsdörfern“ geführt. Die Verschmutzung von Wasser und Boden hat zu Unfruchtbarkeit und Missbildungen geführt. Es gab einige lokale Mobilisierungen gegen die Verschmutzung, z. B. in Guangxi (der anderen Region Chinas, in der große Mengen an Seltenen Erden abgebaut werden), aber diese hatten wenig Erfolg. Wie wir im Jahr 2020 festgestellt haben:

Viele der von der grünen Lobby favorisierten Lösungen sind selbst mit Umweltzerstörung und -verschmutzung verbunden. Der Abbau großer Mengen von Metallen der Seltenen Erden, Kobalt und Lithium, die für grüne Energie benötigt werden, verursacht eine erschreckende Umweltverschmutzung. China, wo 70 % der Seltenen Erden abgebaut werden, hat riesige Landstriche vergiftet. Der Abbau von Lithium für Autobatterien in der chilenischen Atacama-Wüste hat bereits Salzwasserseen zerstört und die Süßwasser-Aquifer ausgetrocknet. Die Tatsache, dass der Kapitalismus ständiges Wachstum erfordert und jeder Nationalstaat im Wettbewerb steht, um einen Konkurrenzvorteil gegenüber seinen Rivalen zu erlangen, bedeutet, dass die Umwelt immer eine „Externalität“ bleiben muss. Was die Kapitalisten niemals zugeben können, ist, dass die Ursache für die gesamte Reihe von Umweltproblemen der globale Kapitalismus selbst ist. Daher sind alle Lösungen, die im Kapitalismus behaftet bleiben, sinnlos.(23)

Der Wettlauf um erneuerbare Energien ist nur ein weiterer Grund für den Wettlauf um diese wertvollen Metalle. In dem Maße, in dem sich der imperialistische Wettbewerb vom Handel und wirtschaftlichen Kräftemessen auf militärische Vorbereitungen verlagert, wird das Streben nach der Kontrolle über Seltene Erden zu einem wichtigen Teil des Spiels. Von China über Serbien, Grönland und Afrika bis zu einer immer größeren Zahl von Ausbeutungsgebieten haben die Menschen kein Mitspracherecht und oft keine Ahnung, warum das Land, auf dem sie leben, plötzlich voller Landvermesser ist, die nach profitablen Reserven suchen. In der Zwischenzeit gibt es für die ArbeiterInnen der Welt nichts zu gewinnen. Vielmehr stellt der Kapitalismus immer deutlicher unter Beweis, dass er den meisten von uns keine Zukunft bieten kann, wenn sie nicht selbst den kollektiven Kampf für eine neue Weltgemeinschaft aufnehmen, die im Einklang mit der Umwelt steht. (E., CWO)

Anmerkungen

(1) phys.org

(2) scmp.com

(3) statista.com

(4) leftcom.org und politico.eu

(5) Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW Bd. 26.2, S. 38

(6) Lenin, Die Bodenfrage in Russland, LW Bd. 20, S. 378

(7) ig.ft.com

(8) mondediplo.com

(9) asia.nikkei.com

(10) leftcom.org

(11) reuters.com

(12) benchmarkminerals.com

(13) ft.com

(14) reuters.com

(15) reuters.com

(16) source.benchmarkminerals.com

(17) Bukharin, Imperialismus und Weltwirtschaft marxists.org

(18) reuters.com

(19) ft.com

(20) spectrum.ieee.org

(21) france24.com

(22) france24.com

(23) leftcom.org

Tuesday, May 20, 2025