Hungerkatastrophe in Afrika

Nach Angaben der Vereinten Nationen droht den Menschen im östlichen Afrika eine dramatische Hungerkatastrophe. In Kenia sind 3.5 Millionen Menschen, in Somalia 2.85 Millionen Menschen und in Äthiopien 3.2 Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Ebenso ergeht es 117 000 Menschen in Dschibuti und 600 000 Menschen im nördlichen Uganda. Als Ursache für den Hunger wird oftmals die lange Dürreperiode benannt. Seit zwei Jahren ist der Regen ausgeblieben und vor September ist auch kein neuer Regen zu erwarten. Früher ist so etwas ein bis zweimal im Jahrzehnt vorgekommen, aber nun häufen sich Dürreperioden. Einige machen den globalen Klimawandel dafür verantwortlich. Was auch immer die Gründe dafür sind, mit der Dürre allein lässt sich die Hungersnot kaum erklären.

Heute leben im kenianischen Flüchtlingscamp Dadaab fast 400 000 Menschen, obwohl es nur für 90 000 ausgerichtet ist. Und der Andrang von Flüchtlingen wächst von Tag zu Tag. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Somalia. Sie versuchen verzweifelt den Folgen der jahrzehntelangen Bürgerkriege zu entkommen. Nahezu jede Infrastruktur ist in Somalia zusammengebrochen. Plünderungen, Mord und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Der Süden wird von den islamischen Al Shabaab Milizen kontrolliert, während sich die von westlichen Regierungen unterstützte Übergangsregierung in der Hauptstadt Mogadischu verschanzt hat. Kürzlich versuchte sie wieder militärisch in den Süden vorzustoßen, was jedoch die humanitäre Lage weiter verschärft hat. Es gibt schlichtweg kaum Möglichkeiten Landwirtschaft zu betreiben bzw. Nahrungsmittel zu produzieren. Ein weiteres Problem sind die rasant gestiegenen Nahrunsgmittelpreise. In Somalia hat sich der Preis von Hirse um 240 Prozent erhöht. In einigen Gebieten von Äthiopien sind die Preise für Mais um 117 Prozent gestiegen, in einigen Gegenden Kenias um 58 Prozent. In Kenia bewegt sich die Inflationsrate im zweistelligen Bereich - und dies ist noch eine der stabilsten Volkswirtschaften in der Region. Nach Angaben des World Development Movement ist in Dschibuti der Preis für Weizen innerhalb eines Monats um 17 Prozent gestiegen. Im selben Bericht heißt es: „Der Preis von Mais, dem wichtigsten Grundnahrungsmittel, ist seit April 2010 um 102 Prozent gestiegen. Neuste Untersuchungen des World Development Movement gehen davon aus, dass die Hedgefonds, Investment Banken und andere den Preis von Mais mit 15.7 Milliarden also 127.5 Prozent höher bewerten als im Vorjahr.“ Das zeigt, dass es sich bei der Hungerkatastrophe nicht einfach um ein lokales Problem handelt. Weltweit sind die Priese für Grundnahrungsmittel in den letzten vier Jahren astronomisch gestiegen. Dies liegt zum Teil daran, dass große Anbauflächen ausschließlich für die Herstellung von Ethanol als angeblich „grünem Treibstoff“ genutzt wurden. Weitaus schwerwiegender wirken jedoch die Spekulationsgeschäfte derjenigen, die vom WDM diplomatisch als „Hedgefonds“ und Investmentbanken“ bezeichnet werden. Dieselben Institutionen, die von den westlichen Regierungen mit milliardenschweren „Rettungsprogrammen“ alimentiert wurden, treiben immer weitere Teile der Weltbevölkerung in den Hunger. Das sog. Rettungspaket für die Banken im Herbst 2008 war 480 Milliarden Euro schwer.

Wenige Monate später wurden für die Unternehmen noch 115 Milliarden nachgeschossen. Zum Vergleich: Etwa 22 Milliarden Euro „Soforthilfe“ für Investitionen in Landwirtschaft und zum Schutz von Ressourcen versprach der G 8 Gipfel von L’Aquila 2008 in einer medienwirksam inszenierten Geste des Großmuts. Bis heute wurde jedoch nicht einmal die Hälfte ausgezahlt. Zu Bewältigung der jetzigen Hungerkatastrophe wären nach Angaben des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon 1.1 Milliarden notwendig.

Der Hunger in Afrika kommt nicht von ungefähr. Diverse Hilfsorganisationen haben im letzten Jahr mehrfach auf das Problem hingewiesen. Weltweit gibt es keinen Mangel an Nahrungsmitteln. In einer rational organisierten Welt wäre es ohne weiteres möglich die Weltbevölkerung zu ernähren und etwaigen Nahrungskrisen durch eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft einzudämmen. Solange aber die Produktion vom Profitstreben bestimmt wird, Menschenleben nichts, die Gewinnmaximierung einiger weniger aber alles zählt, werden sich Hungerkatastrophen wie jetzt in Afrika stetig wiederholen.