Kehren sie zum Gold zurück, um ihr Geld (und den Rubel) zu retten?

Das Überleben des Kapitalismus in der imperialistischen Phase bringt seine eigene Logik mit sich. So ist Moskau bestrebt, Parität zwischen dem Rubel und dem Gold zu erlangen, um den Wert des Rubels wiederherzustellen und so einen günstigeren Wechselkurs zum Dollar zu erreichen. Die Aussicht auf ein Währungssystem, das auf Währungen von Staaten basiert, die strategische Rohstoffe produzieren und kontrollieren (wie Russland und China), und nicht mehr in Dollar, sondern in Rubel und Yuan bezahlt werden soll, ist für manche etwas beunruhigend. Auf dem Spiel steht die (teilweise oder möglicherweise vollständige) Kontrolle über die ganze Welt, vorausgesetzt, die Krise überwältigt nicht beide.

Russland hat offiziell sein Ziel der „Umstrukturierung der Wirtschaft“ verkündet und versucht, die Produktions- und Lieferketten zu verbessern und möglicherweise die Profitrate zu heben, auch wenn dies sehr schwierig ist. Das letztendliche Ziel besteht darin, eine bessere Industriepolitik planen zu können, die es - durch die Verbesserung einiger veralteter Elemente-, ermöglicht zur grundlegenden kapitalistischen Wertschöpfungskette zurückzukehren. Moskau beabsichtigt also - und fühlt sich in Wirklichkeit dazu verpflichtet -, sich an eine neue Klientel (…) von Zulieferern und vor allem von Käufern zu wenden.

Die Außenhandelsmöglichkeiten für Russland scheinen jedoch eher begrenzt zu sein. In Dollar gerechnet stehen Moskaus Exporten in Höhe von 45 Mrd. $ Importe in Höhe von 24 Mrd. $ gegenüber. Die Investitionen im Ausland belaufen sich auf 12 Mrd. $, einschließlich einer Verschuldung von 0,4 Mrd. $.

Die russische Zentralbank selbst ist der Meinung, dass Moskau sich nicht mit der Steigerung der Warenausfuhren, sondern mit der Verbesserung der inländischen Nachfrage befassen sollte, die notwendig sei, um „das Land zu stabilisieren“ und den „sozialen Frieden“ zu gewährleisten. Um die Produktion von Gütern für den heimischen Markt qualitativ und quantitativ zu verbessern, ist allerdings auch eine „Umstrukturierung“ des Arbeitsmarktes unerlässlich. Und für den Kapitalismus - der in Russland zu Stalins Zeiten als „Sozialismus in einem Land“ ausgegeben wurde – bedeutet dies, überflüssige Arbeitskräfte auszusortieren und die Industriellen Reservearmee aufzustocken. Eine solche wirtschaftliche Umstrukturierung würde auch Lohnerhöhungen für diejenigen erfordern, die in Arbeit bleiben, damit die produzierten Waren nicht einfach die Lager füllen, weil es an Konsumenten mangelt. Andernfalls würde die „Inlandsnachfrage“ sinken, da die Arbeitslosen nichts kaufen könnten und sich die „Angebote“ in den Schaufenstern ansehen müssten.

Unabhängig von der Bezeichnung und der Art des gewählten Wirtschaftsmodells muss in der Bilanz der Einnahmen und Ausgaben ein „angemessener Profit“ garantiert werden, auch wenn dieser sowohl im Westen als auch im Osten weiter sinkt. Denn es ist der Kapitalismus, der nicht funktioniert. Ob es sich nun um das „neoliberale Modell“ oder das „kapitalistisch-sozialistische“ handelt, beide sind Verwertungszyklen unterworfen, die sie in ungünstige „Verhältnisse“ (wie bürgerliche Schöngeister es formulieren) zwingen, insbesondere hinsichtlich der Profitraten.

Durch die Expansion der Märkte, ob im Inland oder weltweit, und das Versprechen hoher und stabiler Löhne für die wenigen, die - von „Gottes Gnaden“ und nach dem Willen des Kapitals - einen dauerhaften Arbeitsplatz haben werden, versuchen die „Experten“ des Kapitals, die Kapitalströme zu regulieren. Dies setzt jedoch eine kontinuierliche Steigerung der Produktivität (und des Warenabsatzes) voraus, die sich aus der Anwendung neuer Kenntnisse und wissenschaftlich-technischer Innovationen in den Produktionsprozessen ergibt, wobei die so genannte „Entwicklung des Humankapitals“ zu einer Senkung der Kosten führt und eine Ausbeutung mit größtmöglicher Gewinnung des relativen Mehrwerts ermöglicht. Doch ab einem bestimmten Punkt treten die bekannten Folgen ein: Arbeitsplätze für ProletarierInnen und geringe Vergütung (Profit) für das Kapital, das gezwungen ist, seine organische Zusammensetzung zu ändern. Die illusorischen Rezepte für die „Kontrolle“ des Systems - wenn man so will, für die Steuerung oder Planung - werden zerschlagen.

Kommen wir noch einmal auf den Währungssektor zurück. Hier sind eine echte Stabilisierung des Wechselkurses und die Verfügbarkeit starker Finanzreserven erforderlich. Zu diesem Zweck träumen Moskau und Peking von lukrativen Kapitalinvestitionen, indem sie die „Kunden“ in den Ländern ins Visier nehmen, die sich noch nicht an den Dollarkreislauf angeschlossen haben oder zumindest von diesem frustriert sind.

Für Russland wird es vor allem wichtig, eine „bessere“ Position in der Wertschöpfungskette zu finden. Aus diesem Grund und mit Blick auf die Möglichkeit, eine andere „Weltfinanzordnung“ zu schaffen, schrumpft sein Dollar-Engagement. Die Idee ist, den Handel mit grundlegenden Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas, Mineralien und Gold an den Rubel zu binden. Moskau möchte, dass der Rubel die Leitwährung für seinen Gasmarkt wird, der sich inzwischen auch auf Asien ausgedehnt hat. Aus diesem Grund behält es die Konvertierbarkeit in Gold bei und kauft es, indem es Tausende von Rubeln (bis zu 5) für ein einziges Gramm bezahlt, in der Hoffnung, es zu einem sicheren Hafen, einem Tauschmittel zwischen Waren und einem Kanal für internationales Spekulationskapital nach Russland zu machen.(1)

In der Zwischenzeit erhöht die Liquidität auf dem russischen Inlandsmarkt jedoch nur die Inflation (die bereits bei + 20 % liegt!), und der Abbau der Währungsreserven geht trotz der hohen Zinssätze (etwa 15 %) weiter, die den Umtausch des Rubels in andere Währungen begünstigen, in der stillschweigenden Hoffnung, dass er mehr und mehr an Wert gewinnt.

In erster Linie müssen wir jedoch die amerikanischen Streitkräfte berücksichtigen, deren enormes militärisches Potenzial nach wie vor eine Bedrohung für all diejenigen darstellt, die die Rolle, die der Dollar seit Jahrzehnten spielt, nicht mehr akzeptieren wollen. Man darf nie vergessen, dass der Dollar in der ganzen Welt akzeptiert wird, nicht nur zum Austausch von Waren, sondern auch zur Begleichung von Schulden. In der Tat leben die USA mehr von den Einnahmen aus ihren Schulden, die als weltweit akzeptierte Reservewährung zirkulieren, als vom Handel mit dem, was sie produzieren. Auf lange Sicht würde eine echte wirtschaftliche Vorherrschaft mit einem beständigen Handelsüberschuss nicht scheitern, da sie als konkrete Geldquelle und starke Reserven zur Ausweitung des Austauschs von produzierten Waren dienen würde. Je mehr jedoch die Währung selbst als Ware behandelt wird, desto mehr steigen die Unsicherheit und die Risiken durch die Anhäufung von fiktivem Reichtum: Reichtum, der auf einem „Wert“ beruht, der durch die Bewegungen auf dem internationalen Finanzmarkt erworben wurde. Ein Reichtum, der auf jeden Fall Hunderte von Millionen von Menschen ins Elend stürzt, die Teil der so genannten „Erwerbsbevölkerung“ sind - ArbeiterInnen, die mit der Produktion von Gütern beschäftigt sind, und deren Zahl weltweit zurückgeht. Einigen Angaben zufolge beträgt die Zahl der produktiven Arbeitskräfte derzeit weniger als ein Viertel der insgesamt in der „Arbeitswelt“ beschäftigten Personen (in den USA könnten es sogar nur 8% sein!).

Woher sollen sie also den Mehrwert nehmen, wenn die auszubeutenden ArbeiterInnen eher ab- als zunehmen?

DC (Battaglia Comunista)

(1) Russland ist der drittgrößte Goldproduzent der Welt: Wie wäre es, wenn wir zu einer Verbindung zwischen Gold und Währungen zurückkehren, in der Hoffnung, die Währungsspannungen zu „beruhigen“, wie einige vorschlagen? Moskau hat in letzter Zeit tonnenweise Gold gekauft, und die russische Zentralbank rangiert heute bei den Goldreserven auf Platz 5 in der Welt. Und sie hat bereits - um Gold zu kaufen - einen Teil ihrer Dollarreserven (Schatzanweisungen) für fast eine halbe Milliarde verkauft. Letztendlich ist dies jedoch nichts anderes als ein Sprung vom Regen in die Traufe ...

Thursday, February 16, 2023