Die Aufgaben der RevolutionärInnen angesichts der kapitalistischen Kriegstreiberei

Die schrecklichen Massaker des Krieges zwischen Israel und der Hamas, welche in den letzten Tagen von beiden Seiten verübt wurden, sind nur ein weiteres Menetekel für all das was der Kapitalismus für uns alle bereithält. Das Gift des Nationalismus, ein Produkt der Klassengesellschaft, erfasst die ArbeiterInnen Israels und Palästinas gleichermaßen. Doch unabhängig davon, ob sie sich zur Unterstützung ihrer eigenen herrschenden Klassen verpflichtet haben oder nicht, stellen ArbeiterInnen und ihre Familien den überwiegenden Teil der Toten, Verletzten und Vertriebenen auf beiden Seiten der Grenze.

Der Angriff der Hamas auf Israel fiel fast auf den Tag genau mit dem Jom-Kippur-Krieg von vor einem halben Jahrhundert zusammen. Damals wie heute wurde der israelische Staat kalt erwischt. Doch hier enden schon die historischen Analogien. 1973 befand sich das kapitalistische Weltsystem erst am Anfang des im Abschwung begriffenen Akkumulationszyklus. Heute stecken wir immer noch tief in den Widersprüchen, die auf diesen Abschwung folgten. Der Kapitalismus versuchte das profitable Wachstum der Boomphase nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu erreichen. Bislang haben Globalisierung und Finanzialisierung jedoch lediglich dazu geführt, dass sich eine Minderheit auf Kosten der großen Mehrheit bereicherte. Ein neuer Akkumulationszyklus konnte nicht in Gang gesetzt werden.

Das Ausmaß der Gräueltaten die von Israel und den palästinensischen Nationalisten begangen wurden, ist weitaus blutiger als zuvor. Das ist kein Zufall. Angesichts der wirtschaftlichen Stagnation haben die imperialistischen Spannungen einen neuen Höhepunkt erreicht. Wie wir stets argumentiert haben ist der Krieg in der Ukraine nur ein Vorbote von noch mehr Gewalt und eines drohenden verallgemeinerten Krieges. Sicherlich gab es jahrzehntelang viele Kriege auf der Welt und nur sehr wenige davon wurden nicht durch die Interessen irgendeiner imperialen Großmacht verursacht oder verschärft. Im Falle der Ukraine stellt sich die Sache jedoch anders. Es gibt nicht nur keinen Spielraum für irgendeine Form von Kompromiss, vielmehr hat sich der Krieg zu einer direkten Konfrontation zwischen der NATO (die die Ukraine offen aufrüstet) und Russland entwickelt. Mehr noch hat er die Bündnisse zwischen den westlichen Mächten mit neuem Leben erfüllt (das Ende der NATO steht nicht mehr zur Debatte) und bestärkt eine entschiedenere Gegenwehr der "sanktionierten Mächte" wie Russland, China und dem Iran. Die USA haben seit Beginn des Ukraine-Kriegs mehr Zeit damit verbracht, China sowohl rhetorisch als auch wirtschaftlich anzugreifen als Russland.

Das erneute Blutvergießen in Israel und Palästina ist dabei nur ein Konfliktherd von vielen. In Syrien hat der seit 12 Jahren andauernde Bürgerkrieg zu einer Aufteilung des Landes geführt. Eine Reihe großer und kleiner Akteure kämpfen erbittert um die Kontrolle der jeweiligen Landstriche. Die Türkei kontrolliert den größten Teil der nördlichen Grenze und die ihr vorgelagerte „Sicherheitszone“ um die von den USA unterstützte YPG in Rojava zu überwachen, währenddessen Russland und der Iran jene arabischen Stämme unterstützen, die in Deir Al-Zor gegen die SDF/YPG-Kräfte kämpfen. Der Iran und die Hisbollah haben immer noch Truppen im Süden Syriens, die Assad bei der Wiedererlangung der Kontrolle helfen, gleichzeitig aber auch selbst dazu beitragen die Nachschubwege des Irans zu seinem libanesischen Verbündeten offen zu halten. Hinzu kommen all die Konflikte, die sich von Burkina Faso und Niger über die Sahelzone bis zum Sudan und Jemen ausbreiten, nicht zu vergessen der anhaltende Kampf um Libyen. Auch in diesen Konflikten ist die Beteiligung der Großmächte unübersehbar. Während die Welt entsetzt zusieht wie Israel sich darauf einstellt den Gazastreifen zu "zerstören" werden andere Konflikte vorbereitet. Aserbaidschan, das sich nicht damit zufrieden gibt 100.000 ArmenierInnen aus Berg-Karabach vertrieben zu haben, droht nun mit einer Invasion Armeniens, um einen Korridor zur aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan zu öffnen. Grenzstreitigkeiten, ethnische Säuberungen und Gewalt nehmen in vielen Teilen der Welt, von Myanmar bis Kolumbien, zu.

Das Hauptopfer dieser Gewalt ist die ArbeiterInnenklasse. Überall werden ArbeiterInnen vom Kapitalismus für seine Kriege angeworben oder sogar zwangsverpflichtet und gleichzeitig leiden sie als Klasse am meisten unter ihnen. Die Ursache dieser Konflikte ist der Kapitalismus selbst, genauer gesagt die wirtschaftliche Konkurrenz innerhalb des Kapitalismus und seine immer wiederkehrenden Wirtschaftskrisen. Der Kapitalismus kann nicht ohne Gewalt existieren, nicht ohne die Ausbeutung der Arbeit der Werktätigen, nicht ohne den Staat mit seinen Gerichten und Polizeikräften welche die ArbeiterInnenklasse unter Kontrolle halten. Es ist die letzte Klassengesellschaft der menschlichen Entwicklung, einer Gesellschaft, in der unsere Fähigkeit zu arbeiten, zu erschaffen, zu entwickeln, von einer herrschenden Klasse kontrolliert wird, die unsere Arbeit bestimmt und sich den von uns produzierten Reichtum zu ihrem eigenen Nutzen aneignet. Im besten Fall bekommen wir die Brosamen vom Tisch den wir für unsere Herren bereitet haben. Im schlimmsten Fall enden wir als Kanonenfutter oder "Kollateralschaden" im Fleischwolf ihrer Kriege.

Da der Kapitalismus auf Konkurrenz beruht, ist er auch ein instabiles und gewalttätiges System, in dem der Konkurrenzkampf zwischen Unternehmen zunehmend zu einer gewalttätigen Konfrontation zwischen Staaten entwickeln. An einem bestimmten Punkt, an dem es unmöglich ist, die Profite mit anderen Mitteln aufrechtzuerhalten, wird eine massive Zerstörung von Kapitalwerten notwendig, um das Gleichgewicht zwischen dem fixen Kapital (Maschinen und andere Produktionsmittel) und dem variablen Kapital - dem Wert der Arbeitskraft der ArbeiterInenklasse, die den eigentlichen Reichtum der Gesellschaft produziert – wiederherzustellen. Letztendlich ist der Krieg das einzige Mittel um dies zu erreichen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat der Kapitalismus in die Epoche des Imperialismus. Die ihm immanenten Konflikte führten zweimal zu Weltkriegen in denen Millionen von Menschen ums Leben kamen. Aber auch die "kleinen" Kriege des Kapitalismus des 20. und 21. Jahrhunderts sind imperialistische Kriege. Sie werden geführt, um die kapitalistische Produktion auszuweiten oder die Kapazitäten wirtschaftlicher und strategischer Konkurrenten zu begrenzen. Letztlich ist die Ursache des Krieges das Streben nach Profit, dem Versuch der sinkenden Profitrate durch das Erschließen und die Kontrolle von Rohstoffen und durch die Verbilligung der Produktionskosten, einschließlich des Preises der Ware Arbeitskraft (Löhne) entgegenzuwirken.

Für die Kriege des Kapitalismus gibt es solange keine Lösung wie der Kapitalismus fortbesteht. Selbst wenn ein bestimmter Konflikt unter Kontrolle gebracht werden kann, verschwinden die Ursachen des Krieges nicht. Das Streben nach strategischen Vorteilen und letztlich die Grundlage des Kapitalismus als Profitsystem selbst, treibt die Staaten unausweichlich in den Krieg. Inmitten der andauernden Krise des Kapitalismus, in der seit mehr als einem halben Jahrhundert verzweifelt nach Wegen gesucht wird die Profite zu steigern, ist Krieg zunehmend eine Option die vor allem von schwächeren Staaten gewählt wird um sich Vorteile zu verschaffen.

Inmitten dieser Gewalt ist es die Aufgabe der RevolutionärInnen, die ArbeiterInnen darauf hinzuweisen, dass wir für den Kapitalismus lediglich ein Rohstoff sind. Wenn unsere Arbeitskraft nicht benötigt wird, hält man uns vielleicht widerwillig mehr schlecht als recht am Leben (in den reichsten Staaten, um "soziale Unruhen" zu vermeiden). Aber in zunehmendem Maße bleibt den ArbeiterInnen nur noch der Wille zum Überleben. Wir haben nicht das geringste Interesse daran den Kapitalismus am Leben zu erhalten und doch werden wir mehr und mehr hinter die nationalen Fahnen des Kapitalismus gezogen. Es liegt in unser aller Interesse uns gegen die schrecklichen Verhältnisse zu wehren, die der Kapitalismus hervorbringt. Wir können damit beginnen eine politische Haltung einzunehmen indem wir uns wo auch immer an die Seite unserer Klassenbrüder und -schwestern stellen.

Wir müssen das nationalistische Gift zurückweisen, das ArbeiterInnen gegen ArbeiterInnen ausspielt und eine Logik vertritt, die besagt, dass die ArbeiterInnen eines Landes sich mit den Kapitalisten desselben Landes verbünden und die ArbeiterInnen eines anderen Landes bekämpfen sollten, die ihrerseits im Interesse ihrer Kapitalisten kämpfen. All die tausend verschiedenen Arten von „Linken“ und Liberalen, die die "Unabhängigkeit des palästinensischen Volkes" oder das "Recht Israels auf Selbstverteidigung" oder die "nationale Selbstbestimmung" oder die "Demokratie gegen den Terrorismus" unterstützen, tun nichts anderes, als die ArbeiterInnen für die verschiedenen Nationalfahnen zu rekrutieren, die schließlich zu ihren Leichentüchern werden. Während Regierungen und Oppositionsparteien im Westen Erklärungen abgeben, die besagen, dass das mythische nationale "Wir" "an der Seite Israels“ stehe, erklären linke Gruppen wie bspw. die SWP in Großbritannien, dass ihre Unterstützung für die Hamas "bedingungslos, aber nicht unkritisch" sei. Ihre „kritische Haltung“ läuft jedoch nicht darauf hinaus anzuklagen, dass israelische ArbeiterInnen ermordet werden oder aufzuzeigen, dass der ganze Zweck solcher Gräueltaten darin besteht, einen nationalistischen Keil zwischen israelische und palästinensische ArbeiterInnen zu treiben „Kritisiert“ wird lediglich, dass es nicht genug Frauen und LGBTQ+ Menschen gäbe, die sich am Morden beteiligen.(1) Töten und Sterben für die Staaten unserer Bosse, sei es im "unterdrückten" Palästina, im "demokratischen" Israel, in der "antiautoritären" Ukraine, im "antifaschistischen" Russland, im von den USA unterstützten Rojava oder für irgendeine andere Fraktion der herrschenden Klasse in ihrem Bestreben Territorien und ArbeiterInnen zu kontrollieren, um sie auszubeuten, kann niemals im Interesse der ArbeiterInnenklasse sein, wo auch immer sie sich gerade befindet.

Die Aufgabe der KommunistInnen, der InternationalistInnen, der RevolutionärInnen, ist klar. Sie besteht darin, aufzuzeigen, dass der Kapitalismus die Ursache dieser Kriege ist und dass die einzige Lösung für diese Barbarei in der Aktion der ArbeiterInnenklasse gegen den Kapitalismus und alle seine Staaten und Kriege liegt.

Der erste Schritt besteht darin, die Fahne der internationalen Klassensolidarität hochzuhalten und der ArbeiterInnenklasse im Rahmen unserer Möglichkeiten aufzuzeigen, dass es keine kapitalistischen Lösungen gibt. Nur eine Revolution wird diesem Horrorspektakel ein Ende bereiten können. Zu diesem Zweck geben die internationalistischen Organisationen Erklärungen, Kommuniqués, Proklamationen und Stellungnahmen heraus, in denen sie den Krieg - alle Kriege - verurteilen und die ArbeiterInnen aufrufen, den Ruf zu den Waffen zu verweigern. Seit dem Beginn der jüngsten Feindseligkeiten in Israel/Palästina gab es eine erfreuliche Anzahl davon. Die IKT hat natürlich ihrerseits auch eine Stellungnahme(2) abgegeben - und weitere Artikel veröffentlicht -, in der der Krieg verurteilt und unsere Interpretation der Ereignisse und die ihnen zugrunde liegenden Ursachen erläutert wurden. Wir werden dies auch weiterhin auf unserer Website und in unserer Presse tun.

Andere Gruppen, die sich auf das Erbe der Kommunistischen Linken berufen, haben ebenfalls Stellungnahmen veröffentlicht. Die Internationale Kommunistische Strömung hat ein Statement(3) veröffentlicht, das den sehr klaren internationalistischen Aufruf enthält: "Für uns, Proletarier, gibt es keine Seite zu wählen, wir haben kein Heimatland, keine Nation zu verteidigen! Auf beiden Seiten der Grenze sind wir Klassenbrüder und -schwestern! Weder Israel, noch Palästina!" Dem können wir absolut zustimmen. Die Erklärung der Internationalen Kommunistischen Partei beginnt mit den Worten: "Alle Parteien der israelischen und palästinensischen Bourgeoisie hetzen ihre Proletarier zur Schlächterei eines Krieges für die Verteidigung ihrer Profite und das Überleben des verrotteten Regimes des Kapitals. Gegen den imperialistischen Krieg, für den revolutionären Klassenkampf.“ Auch diesem Teil der Erklärung stimmen wir zu (ungeachtet der Vorbehalte, die wir gegenüber anderen Teilen haben)(4). Die Gruppe International Communist Perspectives in Südkorea, die am Komitee No War But Class War Korea beteiligt ist, hat eine sehr eindeutige Erklärung veröffentlicht, die mit den Worten endet: "Arbeiter haben kein Heimatland! Widersetzt euch dem Nationalismus! Stürzt das genozidale System! Weigert euch, die Arbeiter zu opfern und nehmt den Klassenkrieg auf! Stoppen wir den Krieg durch den internationalen Klassenkampf, um das kapitalistische System zu stürzen!"(5)

Die Groupe Internationaliste du Gauche Communiste (IGCL) hat unsere eigene Erklärung übersetzt und mit einem Kommentar veröffentlicht, in dem sie erklärten, dass sie "eindeutig auf derselben Seite der Klassenbarrikade mit der IKT im gegenwärtigen Moment und Kampf stehen, und allgemeiner vor der historischen Alternative, internationale proletarische Revolution oder verallgemeinerter imperialistischer Krieg".(6) Die Gruppe Internationalist Voice hat ebenfalls eine Erklärung veröffentlicht, die mit einer klaren internationalistischen Botschaft beginnt: "Gegen den reaktionären Krieg, gegen die Brutalität des Kapitalismus, haben die Arbeiter kein Vaterland!"(7), und die spanische Gruppe Grupo Barbaria schließt ihre Erklärung mit den Worten: "... den Fahnen des Nationalismus, egal welcher Farbe, stellen wir den gemeinsamen Kampf der palästinensischen und israelischen ArbeiterInnen entgegen. Für die Israelis ist ihr erbittertster Feind der Apparat des jüdischen Staates, so wie die PNA und die Hamas unerbittliche Feinde der PalästinenserInnen sind. Nur durch die direkte Konfrontation mit ihnen werden sie aus dem höllischen Labyrinth, in dem sie sich befinden, herauskommen können. Kurz gesagt, gegen den imperialistischen Krieg - und das ist einer - gibt es nur die Möglichkeit, ihn in einen Klassenkrieg umzuwandeln".(8)

Andere Gruppen haben ebenfalls internationalistische Erklärungen abgegeben (und während wir dies veröffentlichen, hören wir von weiteren, die wir hinzufügen werden, sobald wir sie erhalten). Wir wissen von der tschechischen Gruppe Třídní Válka ("Klassenkrieg"), die eine Erklärung herausgegeben hat, die unserer Meinung nach einen internationalistischen Impuls zum Ausdruck bringt, obwohl wir mit der unmittelbaren Aussicht, diesen Konflikt in einen revolutionären Versuch zum Sturz des Kapitalismus verwandeln zu können, nicht einverstanden wären. Die Erklärung enthält jedoch eine internationalistische Botschaft: "Als KommunistInnen fordern wir die Zerstörung aller Staaten gleichermaßen, da sie nichts anderes sind als der lokale Ausdruck des globalen kapitalistischen Staates, eine Struktur der organisierten Gewalt der Bourgeoisie gegen die proletarische Klasse!" (9) In Großbritannien ruft das Anarchist Communist Network (ACN) in einer durch und durch internationalistischen Erklärung die ArbeiterInnen dazu auf, sich dem Drang zur Schlächterei zu widersetzen, den der Kapitalismus für uns vorbereitet hat, und schließt mit den Worten: "Weder ein Staat noch zwei Staaten können diesen Kreislauf beenden, kein Vertreter des Kapitalismus ist dazu in der Lage oder will es. Alle ihre Kriege richten sich gegen unsere Klasse. Der Klassenkrieg ist unsere einzige Antwort, und deshalb sagen wir dort wie in der Ukraine: Widersteht ihrem Drang zum Krieg - Kein Krieg, sondern der Klassenkrieg!" (10)

Und auch die CNT-FAI (Frankreich) hat ihren Standpunkt deutlich gemacht: "Wieder einmal sind diejenigen, die über Kriege entscheiden, nicht diejenigen, die durch sie sterben... Wieder einmal ist es die Zivilbevölkerung, die sterben wird, von Sderot bis Gaza. Alle Ideologien, die von den Machthabern benutzt werden, nämlich der Nationalismus und die Religionen, sind die Pfeiler dieser mörderischen Logik, die die Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu töten, um den Machthabern dieser Welt zu dienen. Weder Hamas noch Kolonisierung! Solange es Staaten gibt, wird es Kriege geben!"(11)

Obwohl wir mit all diesen Gruppen Differenzen haben, erkennen wir an, dass es sich dabei um Stellungnahmen auf einer Klassenbasis handelt. Alle nennen als zentrales Problem das Fortbestehen des Kapitalismus und fordern die ArbeiterInnenklasse auf, den Nationalismus abzulehnen und stattdessen dem kapitalistischen Krieg den Klassenkampf entgegenzusetzen.

Auch unter den AnarchistInnen ist die erste Erklärung der Anarchist Communist Group (ACG) eindeutig internationalistisch: "Gegen die Barbarei des Kapitalismus und den Marsch in den Weltkrieg rufen wir zur Einheit der ArbeiterInnenklasse, zum Internationalismus und zur Vorbereitung von Massenbewegungen auf, die die soziale Revolution durchführen und den libertären Kommunismus schaffen können. Kein Krieg außer dem Klassenkrieg"(12), obwohl spätere Äußerungen dies in Frage stellen und unserer Meinung nach eine klare Kapitulation vor der linken Unterstützung des palästinensischen "Widerstands", d. h. der mörderischen Milizen der Hamas und letztlich der außenpolitischen Ziele des Iran, darstellen. Dies zeigt einen besorgniserregenden Trend unter AnarchistInnen, die verschiedene "Befreiungs"-Projekte unterstützt haben, von Rojava bis hin zur Illusion "antiautoritärer" Brigaden (die an der Seite tatsächlicher ideologisch motivierter Faschisten) in der Ukraine kämpfen.(13) Die ACG hat den Nationalismus in der Ukraine klar abgelehnt, scheint aber nun beim Thema Palästina in den Sumpf der bürgerlichen Politik gezogen zu werden.

Wir sind der Meinung, dass es die notwendige Aufgabe kommunistischer AktivistInnen in Situationen wie dieser ist, unmissverständlich zu erklären, dass alle nationalen Gebilde kapitalistisch verfasst sind, dass es keinen "nationalen" Weg zur Freiheit gibt, dass alle kapitalistischen Lösungen auf eine Katastrophe für unsere Klasse und letztlich für die Menschheit hinauslaufen, dass die einzige Lösung für Krieg, Elend und Umweltzerstörung darin besteht, dass die ArbeiterInnenklasse den Kapitalismus zerstört und eine Welt herbeiführt, in der die Produktion zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse ausgerichtet wird.

Aber dieser erste Schritt allein reicht nicht aus. RevolutionärInnen müssen sich auch organisieren. Wir müssen in der Lage sein, unsere Botschaft - von der wir unumstößlich glauben, dass sie für die ArbeiterInnenklasse eine Frage von Leben oder Tod ist - massiv und wiederholt in die Klasse zu tragen, wo immer wir Gehör finden können. Es reicht nicht aus zu verkünden, dass Krieg schlecht sei und dann zu beschließen, dass unsere Arbeit getan ist. Wir müssen Wege finden um mit ArbeiterInnen in einen Dialog zu kommen, echte Gespräche zu führen, die Menschen wirklich zu beeinflussen. Wir denken, dass die Komitees "No War but the Class War" (NWBCW), an denen wir in Großbritannien, Kanada, Frankreich, Australien und darüber hinaus direkt beteiligt sind, und die Komitees, an denen wir nicht teilnehmen konnten, die wir aber in Korea und anderen Orten entstehen sahen, ein weiterer wichtiger Schritt sind.(14)

Wir sind nicht der Meinung, dass sich InternationalistInnen gegenseitig angreifen sollten. Wir haben immer die Ansicht vertreten, dass alte Polemiken durch das Auftauchen einer neuen Klassenbewegung gelöst oder irrelevant werden können. Nach vier Jahrzehnten des Rückzugs stehen wir vielleicht sogar kurz vor dem Entstehen einer neuen Bewegung als Antwort auf den sinkenden Lebensstandard, den Krieg und die Umweltkatastrophen, d durch den vom Kapitalismus verursachten Klimawandel verursacht werden. Das liegt jedoch nicht in der Macht der RevolutionärInnen, und nach Jahrzehnten des Rückzugs der Klasse kann es eine Weile dauern, bis eine neue Bewegung der ArbeiterInnenklasse entsteht. In der Zwischenzeit stellt der Weg, auf den uns der Kapitalismus führt, eine so große Bedrohung für die Zukunft der Menschheit dar, dass wir Wege finden müssen, um zusammenzuarbeiten. Wir sind daher bereit, mit allen Gruppen und Einzelpersonen zusammenzuarbeiten, die die grundlegenden Prämissen des Internationalismus akzeptieren - dass alle Staaten im Interesse des Kapitals handeln, dass alle ArbeiterInnen die gleichen grundlegenden Interessen haben, egal welcher Nationalität, welchen Geschlechts, welcher sexuellen Orientierung oder ethnischer Zugehörigkeit, dass der Kapitalismus ein System ist, das die Menschheit an den Rand des Abgrunds bringt und dass nur sein Sturz durch die ArbeiterInnenklasse der Menschheit eine Zukunft ermöglichen wird. Wenn der Kapitalismus uns durch Kriege und zunehmende Umweltkatastrophen immer näher an das Armageddon heranführt, wäre es eine sträfliche Vernachlässigung unserer Pflicht als RevolutionärInnen, wenn wir durch kleinliches Sektierertum den Blick auf die Realität und den Ernst der Lage verlieren würden.

Die verschiedenen staatlichen Organe, die mit der Überwachung der revolutionären Gruppen befasst sind (wir sind nicht so naiv zu glauben, dass es keine gäbe), müssen sich sicherlich über die Eskapaden von Gruppen angeblicher "RevolutionärInnen" kaputtlachen, die ihre Existenz damit verbringen, Treffen anderer Gruppen zu stören und endlos gegen diejenigen zu polemisieren mit denen sie eigentlich zusammenarbeiten sollten. Der Staat hat es nicht nötig seine Agenten zu schicken um die Arbeit der Revolutionäre zu stören, wenn die selbsternannten "RevolutionärInnen" diese Arbeit selber erledigen.

Wir werden weiterhin im Rahmen der NWBCW-Komitees mit denjenigen Gruppen und Einzelpersonen zusammenarbeiten, die, auch wenn wir nicht in allen Punkten mit ihnen übereinstimmen, bereit sind gemeinsam der ArbeiterInnenklasse eine internationalistische, antikapitalistische Botschaft zu vermitteln. Wir möchten alle RevolutionärInnen auffordern, selbst wenn sie aufgrund von Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Analysen oder Methoden nicht der IKT beitreten können, zumindest zu versuchen, innerhalb der NWBCW-Komitees gegen den Krieg (…), und für die Selbstorganisation der ArbeiterInnenklasse gegen all die schrecklichen und barbarischen Erscheinungsformen des Kapitalismus, die unsere Klasse und die gesamte Menschheit bedrohen, zu kämpfen. Wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns, bevor die ArbeiterInnenklasse weltweit in der Lage sein wird, den Kapitalismus zu überwinden. Darüber machen wir uns keine Illusionen, aber es ist wichtig, dass wir diesen Weg gehen. Wenn wir das nicht tun, wird die Zukunft nur den endlosen Schrecken von Krieg und Zerstörung bereithalten.

Internationalistische Kommunistische Tendenz

Anmerkungen

(1) socialistworker.co.uk

(2) leftcom.org

(3) en.internationalism.org

(4) international-communist-party.org

(5) communistleft.jinbo.net

(6) igcl.org

(7) en.internationalistvoice.org

(8) barbaria.net

(9) autistici.org

(10) anarcomuk.uk

(11) cnt-ait.info

(12) anarchistcommunism.org

(13) anarchistcommunism.org

(14) Zur Zielsetzung von NWBCW sieh auch: leftcom.org

Saturday, October 28, 2023