Wilder Streik im Hafen von Algier

Am 4. Januar traten 100 algerische HafenarbeiterInnen in einen wilden Streik. Sie protestierten damit gegen eine im letzten Juli von „ihrer Gewerkschaft“ und den Bossen getroffene Vereinbarung, die eine Kürzung der Überstundenzuschläge und ein neues (natürlich schlechteres) Schichtsystem vorsieht. Innerhalb von zwei Tagen schlossen sich 800 weitere KollegInnen dem Streik an und wiesen alle Aufrufe der Gewerkschaft zur Arbeitsaufnahme zurück. Die Arbeitsbedingungen beim „Enterprise Port of Algier“ (EPAL) dürfte vielen ArbeiterInnen nicht unbekannt sein. Heute beschäftigt die Firma ca. 1.100 ArbeiterInnen. Aber nur 500 von ihnen sind Festangestellte. Der Rest muss sich mit befristeten Zeitverträgen durchhangeln. Noch vor ein paar Jahren waren 3000 Hafenarbeiter angestellt die fast 40% der Binnenschifffahrt abfertigten. Es ist derselbe Prozess der Rationalisierung und Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, der überall von statten geht. Nun sollen die ArbeiterInnen das gleiche Arbeitspensum in kleineren Teams und für weniger Überstundenzuschläge leisten. Die Firma behauptet, dass dies durch eine neue Pausenregelung ausgeglichen würde. Die Gewerkschaft, die die Vereinbarung aushandelte, denunziert derweil ihre eigenen Mitglieder und macht massiv Propaganda gegen den Streik und versucht alles um eine Ausweitung zu verhindern. All dies bestätigt wieder einmal, was wir schon an anderer Stelle über den bürgerlichen Charakter der Gewerkschaften gesagt und geschrieben haben. Gegenwärtig haben wir nur wenige Informationen, wie der Streik organisiert wird. Allerdings sollte klar sein, dass die KollegInnen unser aller Solidarität brauchen. Angesichts ihrer gegenwärtigen (maßgeblich von der Gewerkschaft betriebenen) Isolierung stehen sie vor der schwierigen Aufgabe durchzuhalten bis sich die gegenwärtige Welle der Wut und Unzufriedenheit in weitere wilde Streikaktionen übersetzt.