You are here
Startseite ›Klassenkampf in Schweden: Wut und Unzufriedenheit mit den Gewerkschaften – und was dann?
Es ist nun über fünfzig Jahre her, dass die Wirtschaftskrise zurückkehrte die das Ende der Wiederaufbauphase nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs markierte. Sie löste eine Welle von Klassenkämpfen aus, die in den Klassenkämpfen in Polen und dem militanten Bergarbeiterstreik in England gipfelte. Die Niederlagen dieser Klassenkämpfe beeinflussten den Willen und die Fähigkeit der ArbeiterInnenklasse ihren Verteidigungskampf gegen die Angriffe der Bourgeoisie zu entwickeln. Als Reaktion auf die Verschärfung der Wirtschaftskrise und den Kampf der ArbeiterInnenklasse gegen diese Angriffe war die Bourgeoisie gezwungen, neue Strategien zu entwickeln. Eine Reaktion bestand darin, den Produktionsprozess umzustrukturieren. Millionen von Arbeitsplätzen verschwanden aus den Industriezentren und wurden in Niedriglohnländer in Asien und China verlagert. Aber das war erst der Anfang, es wurden mehrere Angriffe auf die Lebensbedingungen der ArbeiterInnenklasse durchgeführt. In Schweden beispielsweise kam es zu einer Verschlechterung der Arbeitslosenversicherung, zu einem geringeren Beschäftigungsschutz und zu einer Einschränkung des Streikrechts. Große Teile der jungen ArbeiterInnengeneration fanden nie eine Festanstellung, sondern wechselten von Gelegenheits- und Kurzzeitjobs zu neuen Gelegenheits- und Kurzzeitjobs mit anschließender Unsicherheit. Die Bourgeoisie entwickelte die Taktik der Scheinselbstständigkeit, bei der jeder einzelne Arbeiter zu seinem „eigenen Unternehmer“ wurde und die eigenen Sozialversicherungsbeiträge zahlen muss was kollektive Kämpfe erschwert.(1) Wir haben dies bei der Entwicklung der sogenannten Gig Economy (z. B. Uber) mit sehr prekären und manchmal völlig vertragslosen Bedingungen gesehen. In Schweden kam es zu einem starken Anstieg von Strafgeldern um wilde Streiks zu verlangsamen/zu verhindern. Ohne eine kämpferische ArbeiterInnenklasse war es daher relativ einfach, Streiks und Kämpfe für mehr Rechte und bessere Bedingungen zu besiegen. All dies fand natürlich mit dem Segen der Gewerkschaften statt.
Die letzten 10 bis 15 Jahre waren die Jahre mit dem geringsten Konfliktniveau auf dem schwedischen Arbeitsmarkt seit Beginn der statistischen Erfassung. Die wilden Streiks der 1970er und 1980er Jahre ebbten abrupt ab. Mit wenigen Ausnahmen, wie dem wilden Streik bei Lagena im Jahr 2009, einigen Konflikten in den Häfen und kleineren Aktionen von Müllabfuhr und TaxifahrerInnen, blieben offene Konflikte weitgehend aus.
Jüngste Initiativen außerhalb der Gewerkschaften weisen den Weg in die Zukunft
Anfang November schlossen sich mehr als 80 ZugbegleiterInnen von Tåg i Bergslagen zu einer gewerkschaftsunabhängigen Arbeitsgruppe zusammen. Einige Wochen zuvor waren bereits zwei Gewerkschaftsvertreter aus Protest zurückgetreten und erklärten, dass sie nicht für den Geist des Konsenses und die Pflicht, Frieden zu schließen, eintreten wollten und dass sie den Verrat der Gewerkschaft satt hätten. Konkret geht es bei dem Ärger um die zunehmend inhumanen und „f_lexiblen_“ Planungspraktiken der Vr Group (des Unternehmens, das den Betrieb unter Vertrag genommen hat) – wobei Flexibilität immer aus Flexibilität für das Unternehmen hinauslief. Änderungen an Schichten und Arbeitszeiten selbst noch am Vortag sind keine Seltenheit und für die ArbeiterInnen wird es immer schwieriger, ihr Leben in den Griff zu bekommen und den nötigen Schlaf zu bekommen. Die Unzufriedenheit ist groß und die gewerkschaftsunabhängige Arbeitsgruppe organsierte mehrere gut besuchte Kundgebungen. Dies ist eindeutig ein Beispiel dem andere ArbeiterInnen folgen sollten.
Initiativen wie diese gewerkschaftsunabhängige Arbeitsgruppe sind nicht nur lobenswert, sondern geradezu notwendig. Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir es selbst in die Hand nehmen. Es ist auch positiv, dass bereits im vergangenen Jahr eine gewerkschaftsunabhängige Initiative ergriffen wurde, um einen Streik in den Pendlerzügen in Stockholm zu organisieren(2) und in derselben Stadt wurde auch eine kollektive Aktion unter TaxifahrerInnen in Form einer Variante eines einstündigen „Sitzstreiks“ durchgeführt: Etwa hundert FahrerInnen legten genau zur gleichen Zeit eine Pause ein und fuhren in einer langsamen Kolonne durch die Stadt.
Genauso wenig wie wir uns demoralisieren lassen sollten, sollten wir naiv sein. Schließlich sind diese Beispiele zwar ermutigend, aber immer noch klein. Die Klasse ist tief gespalten und fragmentiert und die ideologische Vorherrschaft des Kapitalismus ist fast vollständig, eine Tendenz, die sich in den letzten Jahrzehnten nur noch verstärkt hat. Die Bewegung der ArbeiterInnen außerhalb des gewerkschaftlichen Rahmens ist vielversprechend aber wir müssen den Worten Taten folgen lassen. Außerdem müssen Forderungen und Strategien so gestaltet werden, dass mehr ArbeiterInnen aus verschiedenen Sektoren und Betrieben einbezogen werden können – indem wir kurzfristig auf unsere Stärke aufbauen und langfristig den Weg für eine stärkere Solidarität und Schritte zu einem größeren Klassenbewusstsein ebnen.
Dieser autonome Kampf, außerhalb und unabhängig von den Gewerkschaften, ist nicht nur eine absolute Notwendigkeit, um ein besseres Kräfteverhältnis zu schaffen und die Angriffe und Kürzungen bei Löhnen und Arbeitsbedingungen durch das Kapital abzuwehren, sondern er ebnet auch den Weg für unseren zukünftigen Kampf.
Die Perspektive
Es wird immer offensichtlicher, dass das kapitalistische System die Bedürfnisse der Menschheit nicht mehr erfüllen kann. Die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, die Spannungen zwischen den USA und China zeigen, dass die Wirtschaftskrise die Herrscher der verschiedenen Länder in immer mehr Konfrontationen treibt. Die Gefahr eines dritten Weltkriegs wird immer offensichtlicher. Die globale Erwärmung hat immer verheerendere Folgen für die Umwelt und bedroht ernsthaft die Lebensgrundlage der gesamten Menschheit. Der Kapitalismus hat keine Antwort auf all diese Probleme. Der Kapitalismus wird immer unhaltbarer und verschlimmert unsere Probleme.
Die einzige realistische Lösung besteht darin, dass wir die Kontrolle über die Produktion selbst übernehmen und eine Gesellschaft schaffen, die für Bedürfnisse und nicht für Profit produziert. Der Weg dorthin führt über den gewerkschaftsunabhängigen autonomen Kampf, die Schaffung unserer eigenen Organe, den ArbeiterInnenräte, um die Gesellschaft so zu organisieren. Wir können uns den Kapitalismus nicht länger leisten.
Kompass-GruppenAnmerkungen:
(1) Zum Kampf in der sog. New Economy: leftcom.org und leftcom.org sowie leftcom.org
(2) Zu unserer Sichtweise auf den Streik der Pendlerzüge siehe den Text von Kompass: leftcom.org
Für diejenigen, die sich mehr für die Perspektive der IKT interessieren, hat die Kompass-Gruppe auch eine Übersetzung der Plattform ins Schwedische angefertigt, die hier bestellt werden kann: leftcom.org
ICT sections
Grundlagen
- Bourgeois revolution
- Competition and monopoly
- Core and peripheral countries
- Crisis
- Decadence
- Democracy and dictatorship
- Exploitation and accumulation
- Factory and territory groups
- Financialization
- Globalization
- Historical materialism
- Imperialism
- Our Intervention
- Party and class
- Proletarian revolution
- Seigniorage
- Social classes
- Socialism and communism
- State
- State capitalism
- War economics
Sachverhalt
- Activities
- Arms
- Automotive industry
- Books, art and culture
- Commerce
- Communications
- Conflicts
- Contracts and wages
- Corporate trends
- Criminal activities
- Disasters
- Discriminations
- Discussions
- Drugs and dependencies
- Economic policies
- Education and youth
- Elections and polls
- Energy, oil and fuels
- Environment and resources
- Financial market
- Food
- Health and social assistance
- Housing
- Information and media
- International relations
- Law
- Migrations
- Pensions and benefits
- Philosophy and religion
- Repression and control
- Science and technics
- Social unrest
- Terrorist outrages
- Transports
- Unemployment and precarity
- Workers' conditions and struggles
Geschichte
- 01. Prehistory
- 02. Ancient History
- 03. Middle Ages
- 04. Modern History
- 1800: Industrial Revolution
- 1900s
- 1910s
- 1911-12: Turko-Italian War for Libya
- 1912: Intransigent Revolutionary Fraction of the PSI
- 1912: Republic of China
- 1913: Fordism (assembly line)
- 1914-18: World War I
- 1917: Russian Revolution
- 1918: Abstentionist Communist Fraction of the PSI
- 1918: German Revolution
- 1919-20: Biennio Rosso in Italy
- 1919-43: Third International
- 1919: Hungarian Revolution
- 1930s
- 1931: Japan occupies Manchuria
- 1933-43: New Deal
- 1933-45: Nazism
- 1934: Long March of Chinese communists
- 1934: Miners' uprising in Asturias
- 1934: Workers' uprising in "Red Vienna"
- 1935-36: Italian Army Invades Ethiopia
- 1936-38: Great Purge
- 1936-39: Spanish Civil War
- 1937: International Bureau of Fractions of the Communist Left
- 1938: Fourth International
- 1940s
- 1960s
- 1980s
- 1979-89: Soviet war in Afghanistan
- 1980-88: Iran-Iraq War
- 1982: First Lebanon War
- 1982: Sabra and Chatila
- 1986: Chernobyl disaster
- 1987-93: First Intifada
- 1989: Fall of the Berlin Wall
- 1979-90: Thatcher Government
- 1980: Strikes in Poland
- 1982: Falklands War
- 1983: Foundation of IBRP
- 1984-85: UK Miners' Strike
- 1987: Perestroika
- 1989: Tiananmen Square Protests
- 1990s
- 1991: Breakup of Yugoslavia
- 1991: Dissolution of Soviet Union
- 1991: First Gulf War
- 1992-95: UN intervention in Somalia
- 1994-96: First Chechen War
- 1994: Genocide in Rwanda
- 1999-2000: Second Chechen War
- 1999: Introduction of euro
- 1999: Kosovo War
- 1999: WTO conference in Seattle
- 1995: NATO Bombing in Bosnia
- 2000s
- 2000: Second intifada
- 2001: September 11 attacks
- 2001: Piqueteros Movement in Argentina
- 2001: War in Afghanistan
- 2001: G8 Summit in Genoa
- 2003: Second Gulf War
- 2004: Asian Tsunami
- 2004: Madrid train bombings
- 2005: Banlieue riots in France
- 2005: Hurricane Katrina
- 2005: London bombings
- 2006: Comuna de Oaxaca
- 2006: Second Lebanon War
- 2007: Subprime Crisis
- 2008: Onda movement in Italy
- 2008: War in Georgia
- 2008: Riots in Greece
- 2008: Pomigliano Struggle
- 2008: Global Crisis
- 2008: Automotive Crisis
- 2009: Post-election crisis in Iran
- 2009: Israel-Gaza conflict
- 2006: Anti-CPE Movement in France
- 2020s
- 1920s
- 1921-28: New Economic Policy
- 1921: Communist Party of Italy
- 1921: Kronstadt Rebellion
- 1922-45: Fascism
- 1922-52: Stalin is General Secretary of PCUS
- 1925-27: Canton and Shanghai revolt
- 1925: Comitato d'Intesa
- 1926: General strike in Britain
- 1926: Lyons Congress of PCd’I
- 1927: Vienna revolt
- 1928: First five-year plan
- 1928: Left Fraction of the PCd'I
- 1929: Great Depression
- 1950s
- 1970s
- 1969-80: Anni di piombo in Italy
- 1971: End of the Bretton Woods System
- 1971: Microprocessor
- 1973: Pinochet's military junta in Chile
- 1975: Toyotism (just-in-time)
- 1977-81: International Conferences Convoked by PCInt
- 1977: '77 movement
- 1978: Economic Reforms in China
- 1978: Islamic Revolution in Iran
- 1978: South Lebanon conflict
- 2010s
- 2010: Greek debt crisis
- 2011: War in Libya
- 2011: Indignados and Occupy movements
- 2011: Sovereign debt crisis
- 2011: Tsunami and Nuclear Disaster in Japan
- 2011: Uprising in Maghreb
- 2014: Euromaidan
- 2016: Brexit Referendum
- 2017: Catalan Referendum
- 2019: Maquiladoras Struggle
- 2010: Student Protests in UK and Italy
- 2011: War in Syria
- 2013: Black Lives Matter Movement
- 2014: Military Intervention Against ISIS
- 2015: Refugee Crisis
- 2018: Haft Tappeh Struggle
- 2018: Climate Movement
Menschen
- Amadeo Bordiga
- Anton Pannekoek
- Antonio Gramsci
- Arrigo Cervetto
- Bruno Fortichiari
- Bruno Maffi
- Celso Beltrami
- Davide Casartelli
- Errico Malatesta
- Fabio Damen
- Fausto Atti
- Franco Migliaccio
- Franz Mehring
- Friedrich Engels
- Giorgio Paolucci
- Guido Torricelli
- Heinz Langerhans
- Helmut Wagner
- Henryk Grossmann
- Karl Korsch
- Karl Liebknecht
- Karl Marx
- Leon Trotsky
- Lorenzo Procopio
- Mario Acquaviva
- Mauro jr. Stefanini
- Michail Bakunin
- Onorato Damen
- Ottorino Perrone (Vercesi)
- Paul Mattick
- Rosa Luxemburg
- Vladimir Lenin
Politik
- Anarchism
- Anti-Americanism
- Anti-Globalization Movement
- Antifascism and United Front
- Antiracism
- Armed Struggle
- Autonomism and Workerism
- Base Unionism
- Bordigism
- Communist Left Inspired
- Cooperativism and Autogestion
- DeLeonism
- Environmentalism
- Fascism
- Feminism
- German-Dutch Communist Left
- Gramscism
- ICC and French Communist Left
- Islamism
- Italian Communist Left
- Leninism
- Liberism
- Luxemburgism
- Maoism
- Marxism
- National Liberation Movements
- Nationalism
- No War But The Class War
- PCInt-ICT
- Pacifism
- Parliamentary Center-Right
- Parliamentary Left and Reformism
- Peasant movement
- Revolutionary Unionism
- Russian Communist Left
- Situationism
- Stalinism
- Statism and Keynesism
- Student Movement
- Titoism
- Trotskyism
- Unionism
Regionen
User login
This work is licensed under a Creative Commons Attribution 3.0 Unported License.